Zeig ich das oder lasse ich es lieber…?

Seit ein paar Tagen bin ich völlig hin- und hergerissen und das in mehrfacher Hinsicht. Letzte Woche, so habe ich das Gefühl, habe ich die Seiten gewechselt. Von “Nein, sowas braucht doch kein Mensch!” zu “irgendwie liebe ich die Dinger”. Von “mal wieder typisch amerikanisch” zu “aber irgendwie nett”.

Wer in aller Welt braucht eigentlich Mug Rugs oder Tassenteppiche? Für mich gehört das noch immer in die Kategorie “Dinge, die die Welt nicht braucht – aber will ich haben!”

Allein schon der Name – Mug Rug. Und warum heißt das im Deutschen TASSEN Teppich. Ich als ehemalige Übersetzerin bemerke da sofort den Fehler. Mug ist doch nicht Tasse, sondern Becher. Die Dinger sollten Becherteppich heißen. Viel schöner wäre Becherkissen, was natürlich einen neuen Übersetzungsfehler birgt, aber dem ist nicht so, es ist die künstlerische Freiheit beim Übersetzen, was nicht auf den Fehler mit den Tassen zutrifft, denn für die gibt es ja schon Untertassen. Der Becher braucht die Unterstützung.

Vermutlich würde ich noch immer kopfschüttelnd vor diesen Dingern sitzen, hätte ich keine Nähmaschine und eine Unmenge an Stoffresten. Zudem hatte ich letzte Woche das Gefühl, ich brauche dringend den schnellen Erfolg. Einige Projekte bei mir ziehen sich in die Länge, es gab bei einigen Schwierigkeiten und alles in allem kam ich nicht wirklich voran. Meine erste Wahl fiel auf ein Täschchen, dass aber aufgrund meiner Materialwahl gepaart mit meiner überschäumenden Ungeduld und einigen Denkfehlern noch immer zerknüllt in meinem Zimmer liegt.

Da klopfte gedanklich der Mug Rug an, der mir jetzt in einigen Blogs immer mal wieder begegnete und ich wollte noch mit einigen Ideen experimentieren.

So sah dann die Materialliste aus:

2 Stücke Oberstoff (Stoffrest)

2 Stücke Tassenunterlagenstoff (oder wie soll ich das sonst nennen?)

1 Stück alte Bügelunterlage

1 alte vorwiegend transparente Plastiktüte

Rollschneider

Schere

Backtrennpapier

Bügeleisen – die letzte beiden nicht auf dem Bild, aber ich gehe davon aus, dass jeder weiß, wie sowas aussieht.

Die Stoffstücke sind klar. Ich habe sie in Rechtecke geschnitten. Das gleiche tat ich mit der Plastiktüte und der Bügelunterlage, die ich allerdings etwas kleiner zuschnitt als Stoffstücke.

Alle Becherkissen, die ich bisher gesehen hatte, waren zwar ganz lustig, eigneten sich für mich Kleckertante allerdings weniger. Denn wenn ich schon ein Becherkissen habe, soll das ja nicht den Boden des Bechers kuscheln, so wie die Sitzauflage bei uns Menschen das Hinterteil, sondern den Tisch, Boden oder wo auch immer der Becher steht, von unliebsamen Getränkerändern verschonen.

Übrigens denke ich da insbesondere an meine Mutter, die mir immer bei sich zu Hause sehr konsequent eine Untertasse unter meinen Becher stellt, weil “Kind” sonst Ränder auf der weißen Tischdecke hinterläßt. Und es ist tatsächlich so! Geschätzte 340 Tage im Jahr schaffe ich es so gut wie keine Ränder auf weißen Tischdecken zu hinterlassen, was vorwiegend daran liegt, dass ich keine weißen Tischdecken habe, aber kaum bin ich bei meiner Mutter zu Hause, quält sich unbemerkt an einer mir nicht einzusehenden Stelle ein Tropfen entlang des Bechers hinab auf das weiße Tischtuch, um dort dann tief einzudringen und mir beim nächsten Anheben des Bechers prinzipiell noch die Zunge rauszustrecken. Das passiert in etwa zeitgleich, nahezu synchron mit dem Kommentar meiner Mutter “nimm doch die Untertasse!”. Übrigens ein weiteres Phänomen: Hat jemand jetzt diesen Text aufmerksam gelesen, wird er sich denken, dass diese Situation doch gar nicht passieren kann, wenn die Mutter immer konsequent eine Untertasse bereitstellt. Richtig! Die Fehlerquelle liegt bei der Autorin dieses Textes, die in diesem Beitrag auch die Protagonistin ist. Sie stellt nämlich manchmal den Becher versehentlich neben die Untertasse. Ein ähnliches Phänomen im Zusammenhang mit meiner Mutter ist übrigens das Zähneputzen. Ich laufe leidenschaftlich gern beim Zähneputzen durch die Wohnung, bin Meisterin der Einhandtechnik beim Kaffeekochen, Aufräumen und Abschminken. Zu Hause habe ich überall abwaschbare Böden und bilde mir auch ein, das Zähneputzen generell tropffrei hinzubekommen, was natürlich ein illusorischer Gedanke ist, was mir beim Bodenwischen dann doch auffällt, doch spätestens wenn ich meine Mutter Besuche, die in Hamburg wohnt, höre ich schon beim ersten Schritt aus dem Bad: “musst Du immer rumlaufen? Du tropfst mir den ganzen Teppich voll!!!” Zahnpasta und Kaffeetropfen haben in Hamburg bei meiner Mutter immer, wirklich immer eine heimliche Allianz gegen mich. Wundert Euch nicht, wenn ich irgendwann an dieser Stelle noch ein Zahnputzlätzchen vorstelle, ähnlich den Babylätzchen mit Auffangschale. – Nee, sowas mach ich nicht!

Zurück zum Becherkissen. Für mich war also wichtig, dass ich das Ding nicht ständig in der Waschmaschine haben will, sondern einfach abwischen kann. Da ich weder Wachstuch im Hause hatte und auch keins kaufen wollte, hatte ich mir schon neulich überlegt – auch im Zuge des Upcycling-/Recycling-/Repurposinggedanken, dass man doch sowas auch selber machen kann. Und dabei hatte ich dann herausgefunden, dass man Plastiktüten nicht nur zusammenbügeln kann (was ein wunderbares Futter für Taschen gibt, die möglichst auslaufgeschützt sein sollen), man kann sie auch auf Stoff bügeln und erhält eine beschichtete Lage Stoff.

Obwohl mittlerweile Gegner von Plastiktüten verfüge ich noch über eine Unmenge davon, allein aus der Zeit als meine Kinder noch hier wohnten und ich noch nicht auf dem Anti-Plastiktütentrip war.

Darum überlege ich immer wieder, was man noch alles mit diesen Resten anfangen kann und habe noch diverse Ideen, aber insbesondere transparente Plastiktüten oder alte Gefrierbeutel eignen sich hervorragend zum beschichten oder abfüttern von Taschen, was mich zu dem Motto führte

Füttert die Taschen- nicht die Meere! (Copyright – Me!)

Übigens in dem Zusammenhang auch das Backtrennpapier. Bügeleisen + Plastik = 1 Lage Backtrennpapier dazwischen, es sei denn, ihr wollt unbedingt ein neues Bügeleisen haben. Vorsichtshalber den Stoff mit dem Plastik zwischen ein zusammengefaltetes Trennpapier legen.

Und nach soviel Text jetzt das Ergebnis. Also gleich, weil mir gerade noch einfällt, dass ich vergaß zu erwähnen, dass ich neulich mein Bügelbrett komplett neu bezog und die dicke Unterlage gleich zurückbehielt, weil die sich wunderbar weiterverwerten lässt. Auch als Taschenboden z.B.

Für meinen Becher bildet sie nun das weiche Kissen.

Jetzt aber die Bilder.

Einer ist natürlich nicht genug. Die Mutter könnte mal zu Besuch kommen oder die Freundin, die bisher genauso wenig wußte, dass sie soetwas braucht wie ich.

Es ist übrigens wahr – wo auch immer ich über Mug Rugs gelesen habe, war recht einstimmig zu vernehmen, dass man von seinem Freund/Partner/Ehemann keine Begeisterung zu erwarten braucht. Ich kann das absolut bestätigen. Da nützt es auch nichts, wenn ich das Ding als Becherkissen präsentiere. Vielleicht hat man Chancen, wenn man es dem Mann in seinem Leben als Unterlage für einen Aufsitzmäher verkauft.

Noch eine letzte kleine Anmerkung. Während ich hier sitze und schreibe trinke ich meinen Kaffee, Becherkissen ist auch dabei. Und wo steht mein Becher? – Neben dem Becherkissen – war ja klar!

Ich weiß noch immer nicht, was ich von diesen Dingern halten soll, aber ich habe jetzt 2 und weiß, wie man sie näht.

Jetzt werde ich mich einem schwierigen Projekt widmen: Ich muß Koffer packen. Über Ostern fahre ich zu einer Freundin in den hohen Norden bei Rendsburg und weil ich mit der Bahn fahre habe ich mir gestern in den Kopf gesetzt, ich will Gepäckreduziert reisen und das bei dieser Jahreszeit, wo noch kalt, aber Aussicht auf wärmer besteht. Wünscht mir Glück und Entscheidungsfreudigkeit.

Handmade on Tuesday

DienstagsDinge

Creadienstag

Stoffreste

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