![]() |
Dieses Foto gibt die Farbe des Stoffes am besten wieder |
(Entschuldigt die unterschiedliche Qualität der Fotos. Erst kein Sonnenlicht, dann zu viel und keine Geduld bei der Nachbearbeitung, weil der Blogtext plötzlich weg war.)
Letzten Sommer war meine Mutter mit meinem ältesten Sohn auf Kreuzfahrt von Hamburg nach New York und ich passte in der Zeit auf ihre Wohnung auf. Ich nutzte die fast 2 Wochen, um mit ihrem Fahrrad durch die Gegend zu radeln und landete irgendwann im Elbe Einkaufszentrum, kurz EEZ. Als Hardcore H&M Fan landete ich schließlich auch dort im Laden, guckte hier und schaute da, probierte dieses und jenes an, bis ich an einer Modellpuppe ein Kleid sah, dessen Schnitt mir sofort zusagte. Doch das Muster war gar nicht das, was ich sonst bevorzuge. Mir war es zu dem Zeitpunkt egal und suchte mir das Kleid in meiner Größe, um es anzuprobieren.
So stand ich in der Umkleidekabine vor dem Spiegel und war plötzlich unsicher. Irgendwie fand ich das Kleid toll. Es war aus dunkelblauen Jersey mit großen bunten Blumen drauf. Dunkelblau – kein Problem, aber diese großen Blumen ließen mich zweifeln.
Was macht man also, wenn man sich nicht sicher ist? Man zückt das Handy, schießt ein paar Fotos und verschickt sie an 2 Personen, wo man sicher ist, dass sie einem die Wahrheit sagen.
Jetzt stand ich in der Umkleide, betrachtete mich immer wieder von allen Seiten, fand mich alles in allem eigentlich ganz schick in dem Kleid, wollte aber auch keiner vorübergehenden Bewußtseinstrübung erliegen. Ich wartete auf Antwort, aber keiner dieser beiden rührte sich.
So zog ich das Kleid wieder aus. Es kostete € 9,90, was nun wirklich nicht die Welt ist, aber ich war so skeptisch, dass mir selbst diese Ausgabe zu riskant erschien und am Ende wegen eines solchen Irrtums wieder zwecks Umtausch in den Laden, war für mich keine Option.
Ich hängte es tatsächlich zurück, verließ den Laden und fuhr zurück nach Hause. Kaum dort angekommen rührten sich meine beiden Vertrauenspersonen. Meine Freundin schickte einen dicken „Daumen hoch“ und mein Freund meinte „sehr schön!“
Binnen von Sekunden war ich fest davon überzeugt, dass es genau das Kleid ist, was ich unbedingt brauche.
Am nächsten morgen schwang ich mich wieder auf das Fahrrad, fuhr zum H&M und war erleichtert, als ich das Kleid in meiner Größe fand.
Ich kaufte es und war glücklich. Und tatsächlich war es genau diese Liebe auf den zweiten Blick, die dieses Kleid zu einem meiner Lieblingskleider im letzten Sommer machte. Es war mir zwar ein kleines bißchen zu kurz, aber das Manko wiegte nicht allzu schwer.
Als der Stoff nach den ersten Wäschen begann, auszubleichen, blutete mir ein wenig das Herz. Ich fürchtete, dass mein so lieb gewonnenes Kleid in absehbarer Zeit seine jugendliche Schönheit verlieren würde, aber da der Herbst vor der Tür stand, war der Gedanke erstmal verdrängt.
Vor einigen Wochen fand ich ja nun meinen Lieblingsstoffladen in meiner Nähe und beim 2. Besuch, fiel mir wieder der rote Jersey von Milliblus in die Augen, den ich beim ersten Besuch zwar gesehen, aber noch unsicher stehengelassen hatte.
Diesmal nahm ich ihn mit und zwar ganz ohne Meinungsumfrage unter nahestehenden Personen.
Mir war von Anfang an klar, dass ich daraus so ein Kleid machen wollte, wie ich es im vorigen Sommer käuflich erworben hatte. Natürlich fand ich auf die Schnelle keinen Schnitt dafür, aber da ich eh recht schnell sicher war, ich könnte ihn vom anderen kopieren, suchte ich nicht wirklich intensiv danach.
Die Schnittabnahme von Vorder- und Rückenteil verlief problemlos. Zudem verlängerte ich es um einige Zentimeter, damit es für mich die perfekte Länge haben würde. Bei den Ärmeln wurde es ein wenig schwieriger. Das Kleid hat nämlich keine richtigen Ärmel sondern Cold-Shoulder-Ärmel. Die hatte ich zwar vor einigen Jahren bei einem anderen Kleid genäht, aber auch da ohne Schnitt, sondern nachträglich eingearbeitet. Folglich war ich nun doch etwas angespannt.
Die Schnittabnahme funktionierte mit viel Konzentration ganz gut und dann kam der Moment, den ich immer mit am Aufregendsten beim Nähen finde. Die erste Anprobe. Ich konnte gar nicht so schnell die Stecknadeln anbringen, wie ich aufgeregt war. Jetzt würde sich grob zeigen, ob ich bis dahin keine Denkfehler gemacht hatte. Ich zog das Kleid über und – wow! Es hatte soweit alles geklappt. Die Kratzer der Stecknadeln bei der Anprobe waren schnell vergessen und ich konnte mich ans Nähen machen. Dazu versäumte ich als erstes den oberen Saum des Rückenteils und den vorderen Ausschnitt. Die Seitennähte waren schnell abgesteppt und ich konnte mich nun an die Ärmel machen. Da passierte mir dann aber doch ein Fehler, weil ich nicht gesehen hatte, dass das Band, was die Cold-Shoulder-Ausschnitte einfasst und in die Träger übergehen, aus einem Stück sind. Das fiel mir erst beim 2. Ärmelausschnitt auf. Beim ersten hatte ich 2 Stücke zugeschnitten und aneinandergenäht und das sah wirklich nicht gut aus.
Jetzt hatte ich die Möglichkeit, den ersten Ärmelausschnitt wieder aufzutrennen und alles nochmal zu machen, aber das wollte ich nicht. So fand ich eine Lösung – und fragt jetzt bitte nicht mehr, wie ich darauf kam – aber sie ging am Ende gut aus, auch wenn es ziemlich fummelig war.
Dieses Kleid ist schon jetzt mein Lieblingskleid und ist meiner Meinung nach noch schöner als die gekaufte Version. Es hat die richtige Länge und ich bin sicher, dass das Material nicht nach ein paar Wäschen ausbleichen wird.
Apropos Wäsche… ich hätte da noch einen kleinen Tipp für Euch. Neulich hatte ich mir auf ein abgeändertes T-Shirt meines jüngsten Sohnes mit silberner Stofffarbe ein Audrey Hepburn Bild gemalt (siehe HIER). Als Kleckertalent hatte ich schon binnen kürzester Zeit einen Fleck drauf und es wanderte in die Wäsche.
Hier jetzt mein Tipp: Wer einmal eine ganze Waschladung mit Glitzereffekt haben möchte, gehe so vor. Er male sich mit silberner Stofffarbe ein Motiv seiner Wahl auf ein Shirt oder was auch immer. Dann lasse er es mindestens 6 Stunden trocknen und fixiere es laut Herstelleranweisung mit dem Bügeleisen. Zum Waschen drehe man es auf links und – ACHTUNG! – wähle 40 Grad anstatt von 30 (denn bis dahin ist es absolut waschmaschinenfest).
Nach dem Waschgang entnimmt man die Wäsche, wundere sich über die vielen Glitzereffekte auf allen mitgewaschenen Kleidungsstücken, die draußen auf der Wäscheleine im hellen Sonnenlicht noch besser zur Geltung kommen.
Audrey hat bei dieser Aktion einen Teil ihrer Hochsteckfrisur eingebüßt, aber die habe ich mittlerweile wieder frisiert und fixiert. Der nächste Waschgang erfolgt dann bei 30 Grad und sollten sich dann noch immer Glitzerpartikel anfinden, werde ich Euch sagen, welche Textilfarbe ihr meiden solltet.
Eine schöne Restwoche,
Julia
Schnitt: Kopiert von einem Kleid
Stoff: Milliblus, gekauft bei „DasKönigskind“, Friedberg/Hessen
Liebe Julia,
das ist echt ein tolles Kleid. Steht dir super!
Schade, dass es kein Schnittmuster dafür gibt 😉
LG, Jenny
Liebe Jenny,
letzte Woche habe ich noch ein anderes Kleid kopiert und zum ersten mal dran gedacht, ein Schnittmuster zu machen. Das werde ich mit diesem Kleid auch noch machen, allerdings dann in meiner Größe. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es nicht allzu schwierig ist, es für andere Größen als Vorlage zu nehmen.
Liebe Grüße, Julia
[…] und den Schnitt abgenommen, um mir ein eigenes Kleid zu nähen. Darüber hatte ich bereits hier (Liebe auf den 2. Blick) […]