Mode und Politik – passt das?

Wenn ich einen Blogpost schreibe, in dem ich eine Geschichte von mir oder von meinem selbstgenähten Kleidungsstück berichten kann, schreibe ich normalerweise einfach drauf los.
Heute fällt es mir ein wenig schwerer. Dabei bewegt mich das, worüber ich heute in Auszügen schreibe, immer wieder. Und ihr werdet Euch vielleicht während des Lesens fragen, was das mit meinem genähten Kleid zutun hat.
Ganz einfach erstmal damit, dass ich beim Nähen häufig Deutschlandfunk oder Deutschlandfunk Kultur höre.
Zum anderen, da mich das, worüber ich heute schreibe, sehr beschäftigt und ich viel an der Nähmaschine über diese Dinge nachdenken kann. Zukünftig werde ich häufiger darüber schreiben, aber heute versuchen, es erstmal auf einen kleinen Rahmen zu beschränken. Aber keine Sorge, ich habe auch noch ausreichend Geschichten für unterhaltsame Blogs. Dies ist lediglich eine Seite von mir – die andere lacht so weiter, wie bisher.
Auslöser für den heutigen Blogpost war der vergangene Sonntag sowie 2 Blogbeiträge, die ich bei MMM und über Instagram fand.
Letzten Sonntag war ich mit meinem Freund, dem Weltbesten, auf einer Kundgebung in Frankfurt. Sie findet dort momentan jeden Sonntag um 14.00 Uhr auf dem Goetheplatz statt, sowie in ca. 85 weiteren europäischen Städten und läuft unter dem Motto „Pulse of Europe“. Es ist eine überparteiliche Organisation, die sich dafür einsetzt, dass Europa, so wie wir es bis jetzt kennen, weiterhin besteht. Letzten Sonntag gingen die Appelle insbesondere Richtung Frankreich, wo demnächst gewählt wird. Pulse of Europe wendet sich gegen Populismus, insbesondere gegen den von Rechts.
Ich muss gestehen, dass ein Teil des Charmes dieser Kundgebung darin bestand, dass ich mich wieder ein wenig an meine Jugendzeit erinnert fühlte. Dennoch ging es uns beiden darum, für ein vereinigtes Europa zu demonstrieren, was in Zeiten von Trump und Populismus wichtiger denn je ist.
Mir ist das Thema deshalb so wichtig, weil wir, die leidenschaftlich nähen und bloggen in einem Umfeld leben, wo uns das möglich ist. Wir kommen an Stoffe, an Schnittmuster, können zeigen, was wir genäht haben und unsere Meinung äußern. Wir haben Zugang zu internationalen Märkten, besuchen Messen, holen uns Inspirationen und haben größtenteils die finanziellen Mittel, um all das zu ermöglichen, ob es sich dabei um Nähmaschinen, Stoffe oder sonstiges Material handelt.
In anderen Ländern und Regionen gibt es Blogger, die täglich Restriktionen, Inhaftierung oder Ausweisung befürchten müssen, weil sie ihre Meinung äußern.
Mir geht es gar nicht darum, dass wir jetzt alle damit aufhören, unsere Blogs zu schreiben, wie wir es bisher getan haben. Ich lese sie gern und freue mich darüber und das ist sehr wichtig. Ich lasse mich gern von anderen inspiren oder anleiten.

 

 

 

 

 

 

Aber es ist auch wichtig, sich über diese Freiheit, die wir hier genießen, bewußt und dankbar zu sein. Ich für meinen Teil möchte mit meinen wenigen Möglichkeiten dazu beitragen, dass dies auch so bleibt.

Ich freue mich, dass ich einen Garten zur Verfügung habe, in dem ich heute diese Fotos machen konnte. Ich freue mich darüber, dass ich die Mittel habe, um mir ein Kleid zu nähen, dass mir gefällt. Ich freue mich darüber, wenn es anderen auch gefällt. Ich freue mich darüber, dass andere Nähbloggerinnen ihre Beiträge voller Stolz zeigen und somit zur Inspiration anderer beitragen.
Es ist wichtig, dass uns das erhalten bleibt.
Ich werde auch demnächst über die Bekleidungsindustrie schreiben und vielleicht auch über andere politisch/gesellschaftliche Themen, weil sie für mich wichtig sind. Wenn ich nicht darüber schreibe, wäre ich nicht mehr die, die ich bin.

 

Ich bin aber auch die, die gerne lacht, ihre Mißgeschicke und Geschichten hier schreibt, ihre selbstgenähten Sachen präsentiert und sich freut, von Euch zu hören.
Noch ein paar Sätze zu dem Kleid, dass ich hier präsentiere. Den Schnitt habe ich wieder mal von einem gekauften Kleid abgenommen. Langsam wird das bei mir zur Normalität. Und falls es jemandem gefällt – diesen Schnitt habe ich diesmal vorsorglich gleich auf Papier gezeichnet. Allerdings “nur” auf Papier und “nur” in meiner Größe. Bisher weiß ich noch nicht, wie man das alles in einen Mehrgrößenschnitt zum Download verarbeitet. Den Stoff habe ich bei Das Königskind gekauft und versehentlich bei Instagram als Milliblus ausgegeben, was nicht richtig ist, aber der richtige Stoffhersteller ist mir gerade nicht bekannt. Er kann sich aber gern bei mir melden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Und noch ein Satz zum Kleid. Ich war von Anfang an auf diesen Stoff fixiert, wollte mir ursprünglich ein Oberteil daraus nähen, bis ich mich für das Kleid entschied. Nach dem ersten Zusammenstecken fand ich es noch richtig klasse. Dann nähte ich es zusammen, stand vorm Spiegel und dachte “na toll, jetzt haste ein Nachthemd!” Ich wollte es erst abschneiden, um doch noch ein Top daraus zu machen, aber dann konsultierte ich eine Freundin und sie gab mir den entscheidenden Hinweis: die Träger hinten über Kreuz legen, damit der Wasserfallkragen vorne besser fällt. Genau das tat ich und komischerweise sieht es jetzt für mich viel weniger als ein Nachthemd aus. Der Vorteil beim Fotografieren ist ja der, dass man sein selbstgenähtes Teil eine Weile an hat und ich muss sagen, ich fühlte mich darin sehr wohl. In Anbetracht der Tatsache, dass diverse Modeketten gerade sogenannte Pyjamahosen als normale Alltagshosen auf den Markt bringen, ist ja wohl ein Kleid, dass nur ein bisschen an Nachthemd erinnert, völlig legitim, wenn nicht sogar ein Trendsetter. Denkt an meine Worte.
Eure

 

Und da mir das alles sehr wichtig ist glaube ich, dass es gut zu Rums passt.

4 Kommentare

  1. Ich mache das auf meinem Blog auch manchmal, die Politik Unters nähen mischen, wenn mir ein Thema wichtig ist. Ich finde gut dass es dir auch so geht- und das Kleid so garnicht Nachthemd mäßig

  2. Danke für Deinen Kommentar und ich freue mich, dass immer mehr dazu übergehen, auch andere Themen unter das Nähen zu mischen. Vielleicht sollte man mal einen Zusammenschluss dieser Seiten anregen.

    Viele Grüße, Julia

  3. Genau das ist es und darum hat mir auch Dein Blogpost so gut gefallen. Es gibt vieles, worüber man schreiben kann und warum das nicht mit Nähen verbinden. Das eine schließt das andere nicht aus.

    Viele Grüße, Julia

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