Fashionrevolution

Fashionrevolution – eine Revolution der Mode? Ich habe mich über den Begriff Mode ein wenig informiert und letztlich dabei bemerkt, dass es gar nicht so sehr um eine Revolution in der Mode geht, sondern viel mehr um eine Revolution in unsere Haltung zu Kleidung bzw. der Bekleidungsindustrie.
Ursprünglich hatte ich diesen Post mit den Worten beginnen wollen, dass jeder von uns mit Mode zutun hat, selbst diejenigen, die meinen, sich nicht für Mode zu interessieren. Nachdem ich ein wenig recherchiert habe, ist das aber tatsächlich nicht richtig. Mode, so Wikipedia, hat vielmehr mit vorherrschendem Geschmack, Überzeugungen, Bräuchen und Zeitgeist zutun. Sie unterliegt einem ständigen Wandlungprozeß, der letztlich im gesellschaftlichen Kontext als üblich und dem Zeitgeist entsprechend angesehen wird.
Bei der Fashionrevolution geht es jedoch in erster Linie darum, auf die Mißstände in der Bekleidungsindustrie aufmerksam zu machen. Die ist zwar eng mit der Modeindustrie verbunden, doch selbst Menschen, die sich nicht für Mode interessieren, brauchen Kleidung.
Dann ist da die sogenannte “Fast Fashion”, Modebekleidung, die billig hergestellt wird und deren Haltbarkeit mehr als zu wünschen übrig lässt.
Doch nicht nur Fast Fashion wird in Billiglohnländern unter miserablen Bedingungen hergestellt. Es gibt zahlreiche Designer, die ihre Kreationen dort fertigen lassen. Ein teures Designerteil zu kaufen, ist also keine Garantie für faire Herstellung.
Übrigens gilt das auch für Schuhe und Lederbekleidung.

Ich frage mich immer, was man tun kann, damit sich das ändert? Unser Wohlstand beruht zum Teil auf dem Rücken von billigen Arbeitskräften, die am Monatsende um die 60 Euro als Lohn erhalten und für die eine 40 Std. Woche, bezahlter Urlaub, Krankenversicherung, Sozialleistungen, Arbeitnehmerrechte, Kündigungsschutz, usw. ein Fremdwort ist. Jeder der selbst näht, weiß wieviel Arbeit in einem Kleidungsstück steckt. Zudem natürlich auch Kosten für das Material, Strom, usw.

Wenn wir jetzt aus sozialer Verantwortung heraus die Modeindustrie boykottieren, verlieren bestenfalls die Nähfabriken in den bekannten Billiglohnländern wie z.B. Bangladesh Aufträge. Näherinnen würden als erstes ihren Job verlieren, der aber trotz der miserablen Bedingungen überlebensnotwendig ist. Würde die westliche Bekleidungsindustrie hingegen Druck auf die Besitzer der Nähfabriken ausüben, könnte es etwas ändern.
Tragisch ist es allerdings, dass erst der Einsturz der Textilfabrik vor 4 Jahren in Bangladesch ganz langsam zu einem Umdenken passieren musste.
Im Radio hörte ich zu dem Thema heute morgen eine Arbeitsrechtlerin aus Bangladesch. Sie erzählte, dass sich seit der Katastrophe damals in puncto Sicherheit schon einiges geändert hätte. Früher starben im Jahr 200 Menschen durch Unfälle in den Fabriken. Heute sind es “nur” noch 5-10 Menschen. Meiner Meinung nach 5-10 Menschen zu viel. Die Arbeitsrechtlerin aus Bangladesch forderte in dem Radiobericht dennoch dazu auf, weiterhin Kleidung mit dem Aufdruck “Made in Bangladesh” zu kaufen, aber mit Verantwortung. Man soll sich erkundigen, ob die Kleidung aus einer Fabrik stammt, wo die Arbeitsbedingungen besser sind. Nachzuhören ist der relativ kurze Beitrag unter Deutschlandradio Kultur Mediathek, Studio 9.

Und ich für meinen Teil finde eben auch, dass ich gekaufte Kleidung dementsprechend lange trage, abändere oder repariere, wenn es nötig ist.

Es gibt viele Möglichkeiten aus diversen Gründen abgelegte oder kaputte Kleidung neues Leben einzuhauchen. Das naheliegendste ist, sie zu reparieren. Doch wenn mir ein Teil nun gar nicht gefällt, es zu klein oder zu groß geworden ist? Ich könnte es zum Altkleidercontainer bringen, aber was dann mit der Kleidung passiert ist in zahlreichen Dokumentationen zu sehen. Es gibt aber auch noch Secondhandläden, Ebay und andere Verkaufsportale, dazu caritative Einrichtungen, die die Kleidung an Bedürftige abgibt, aber nur, wenn die Kleidung wirklich noch tragbar ist, sonst geht es von dort aus in die Altkleidersammlung.
Ich habe vor einiger Zeit damit begonnen, aus alter Kleidung neue Sachen zu machen.

So entstanden aus alten Hosen, die mir zu groß geworden waren diese Stücke:

 

 

 

  

Mein erster Schritt beim Refashioning von Hosen ist es, die Innenbeinnähte aufzutrennen. Beim Kleid und Blouson habe ich am Ende die Hose umgedreht, d.h. der ehemalige Hosenbund ist jetzt unten. Es ist Geschmackssache, ob man ihn dranlässt oder auch abtrennt. Mir gefiel das Detail des Bundes gut und ersparte mir bei dem Blouson zusätzliche Arbeit, die ich mir allerdings mit einem Loch am Rücken durch unaufmersames Nähen mit der Overlockmaschine gleich wieder aufhalste und mit dem Kunstlederstück das Loch kaschieren mußte.

Aus einer alten Jeans machte ich eine Strandwendetasche. Durch die Jeans sind gleich Innen- bzw. Außentaschen vorhanden. Für die andere Seite konnte ich mein Stofflager verringern.

Einige meiner ersten Refashion-/ Upcyclingprojekte bestanden aus Hemden:

Aus einem ausrrangierten Oberhemd meines Partners nähte ich mir ein paar Shorts.

Ein uraltes Fischerhemd würde auch zu Shorts:

Die ärmellose Bluse ist übrigens ein altes Frackhemd eines Freundes.

Und noch einmal Oberhemd: Diesmal eine Tasche, zu der es in diesem Blog auch ein Tutorial gibt.

Nebenbei experimentiere ich immer wieder mit anderen Materialien wie Weinflaschen, Holzkisten, Tetrapacks, usw.

Zeigen kann ich hier aber nur meine Flaschen:

Andere habe ich im Badezimmer hängen, teilweise habe ich die Flaschen so geschnitten, dass ich Trinkgläser hatte.

Bei den Lampen kann man das untere Stück für Teelichter oder als Schälchen benutzen.

Soweit meine Übersicht über die Dinge, die ich wiederverwendet habe, um sie entweder in etwas Neues und zumindest in etwas anderes zu verwandeln. Wenn Ihr in meinem Menü rechts Upcycling, Refasioning, Repurpose anklickt, werden Euch Einzeheiten zu den Beiträgen gezeigt.

Mein Tipp bei Kleidung: Trennt einfach mal ein paar Nähte auf und experimentiert herum. Dreht und wendet das Stück und schaut, was Euch dazu einfällt.

Ich wünsche allen eine tolle und inspierende Fashionrevolution Week und bedanke mich ganz herzlich bei Susanne von Mamimade für diese Aktion.

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7 Kommentare

  1. Wow!!!
    Das ist Inspiration pur!
    Besonders super finde ich die kurzen Hosen! Die sind megagenial … das muss ich mir merken bzw. abspeichern.
    Danke für diesen tollen Beitrag!

  2. Hallo Julia,
    das sind wirklich tolle Sachen! Besonders die Hose aus dem Fischerhemd finde ich absolut genial… aber auch alles andere!

    Die Aktion von Susanne von mamimade finde ich ebenfalls super klasse! Da muss ich doch schnell vorbeiflitzen.

    Liebe Grüße
    Jenni

  3. Danke Gisi! Ich bin sehr glücklich, wenn ich damit inspirieren kann. Es bringt wirklich Spass, diese Sachen zu entwickeln.
    Liebe Grüße, Julia

  4. Liebe Jenni,
    das gute alte Fischerhemd habe ich so gut wie nie getrage, aber welcher Hamburger mag sowas schon wegwerfen. Also lag es hier ewig rum und wird jetzt schließlich getragen. Auf dem Hafengeburtstag 2016 wurde die Shorts standesgemäß eingeweiht 🙂
    Liebe Grüße, Julia

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