Eigentlich sollte ich ja…

Ihr kennt doch bestimmt Sätze, die so anfangen. Man macht etwas und weiß genau, dass es eigentlich etwas ganz anderes zutun gibt, wie z.B. Wäsche aufhängen, langsam mal ans Packen denken, wenn man ab Samstag im Urlaub ist und zwischen Besuchen in Hamburg, Kiel, Oslo, Kiel und zurück einen Tag Zeit hat, um neu für 8 Tage Malta zu packen.

Was mache ich also… erstmal heute morgen zum Friseur. Da der Friseur in Fussnähe zum Stoffgeschäft ist und es noch heute die Mai-Rabattaktion gab, war es praktisch eine Pflicht dort hinzugehen. 6 Stoffe liegen hier jetzt zur Verarbeitung bereit. Den ersten schnitt ich sofort zu, weil das Oberteil möglichst noch vor dem Urlaub fertig sein soll. Die ersten Abnäher waren genäht und irgendwo zwischen Kaffee trinken und Fädenabschneiden fiel mir ein, dass ich ja auch noch einen Blog habe. Der ist mir während des Feiertage irgendwie gedanklich etwas abhanden gekommen und die Wochentage sind gefühlt alle verrutscht. So war der Dienstag der gefühlte Montag usw.
Es mag an dem Gelb der 12 Colours of Handmade Fashion gelegen haben, denn darauf hatte ich jetzt einen Monat lang hingearbeitet, konnte endlich posten und dann war erstmal Ruhe.

Seit letzter Woche sind aber sage und schreibe 4 neue Teile entstanden. Eins davon ging ratzfatz, das nächste war auch recht schnell fertig, aber die anderen beiden Sachen brauchten etwas mehr Aufmerksamkeit.

 

Ich bin eigentlich gern Freestylenäherin. Das heißt, dass ich entweder Schnitte von vorhanden Teilen abnehme, mir insbesondere bei Schnittvision das eine oder andere Muster herunterlade und dann einfach zusammennähe ohne mich groß um die Anleitung zu kümmern, weil ich sie mittlerweile recht gut kenne.

In letzter Zeit habe ich mir aber auch andere Schnittmuster gesucht und angefangen, nach Anleitungen zu nähen. Das hat mich einige Nerven gekostet, aber ich habe das hinbekommen.

 

Als ich vor ein paar Wochen auf Simones Seite Meinlieblingsdings stieß, sah ich dort ihren Blouson und war von jetzt auf gleich in das tolle Stück verliebt. Zu dem Zeitpunkt nähte ich gerade meinen Bagpack und konnte ihre Schwierigkeiten mit dem Nähen von schwierigem Material nachempfinden. Die Maschine mag noch so gut sein, bei manchen Materialien läßt sie aber Stiche aus, als würde sie einem damit klarmachen wollen, dass sie nur unter Protest sich diesen Stoff unter den Nähfuss legen läßt. Simone hat dann größtenteils im Rückwärtsgang genäht und eine ähnliche Erfahrung machte ich mit meinem Kunstleder auch. Sie schrieb aber auch, dass sie noch so viel Stoff übrig hätte, dass sie sich noch einen Blouson davon machen könnte und da ergriff ich die Gelegenheit und schrieb ihr.

Es dauerte nicht lange und sie schickte mir das Päckchen, in dem der Stoff liebevoll eingepackt war. Ich war ganz aus dem Häuschen und vergaß vollkommen, dass ich wahrscheinlich die gleichen Probleme beim Nähen haben werde, wie sie. Doch zuvor musste ich noch ein Schnittmuster finden. Da ich mir schon seit einer ganzen Weile einen Blouson nähen möchte, habe ich alle Schnitte, die ich umsonst oder in einer Zeitschrift finden konnte gesammelt. In der Burda Easy war ein Blouson, aber da gefiel mir das Bündchen nicht so gut. Es schieden noch ein paar aus und ich landete letztlich bei dem Muster, dass mir von Anfang an richtig gut gefiel. Einziges Manko – das Schnittmuster von Handmadekultur gab es umsonst, die Anleitung aber nicht. Ich hätte das Heft bestellen können, aber ich wollte mit dem Blouson jetzt endlich anfangen. Dazu hatte ich die Anleitung für den Blouson von Pattydoo, aber das Schnittmuster nicht und da ich ja bereits einige hatte, wäre es die letzte Lösung gewesen, mir den Schnitt zu kaufen.

Ich, die Freestylenäherin, die glaubt, Anleitungen braucht man nicht, sitze jetzt also vor dem Stoff und die Falle schnappt zu. Die Anleitungsfalle. Da hat man jetzt ein paar mal nach Anleitung genäht, sich durch die oft unlogisch und unverständlichen Beschreibungen gewurschtelt und sitzt vor den ausgeschnittenen Stoffteilen und habe doch tatsächlich Bammel, jetzt einfach loszulegen.

Seit meiner frühsten Jugend, ja sogar Kindheit nähe ich schon und plötzlich glaubt man, man würde das jetzt nicht hinkriegen….. bis, ja bis…. bis ich mich eines Besseren besann und mir sagte, “Sag mal, wie blöd bist Du eigentlich. Meckerst ständig wegen blöder Anleitungen rum, nennst Dich Freestyler, upcyclest alles möglich frei nach Schnauze und kannst nicht mal einen Blouson nähen?” Und somit begann ich. Ich entschied mich dazu noch ein rotes Futter einzunähen, weil ich einfach fand, dass Rot ganz hervorragend zu Rosa passt. Fängt zumindest beides mit “R” an. Und was soll ich sagen – es lief richtig gut. Ich kürzte sogar noch einen Metallreißverschluß mit einer Zange, fügte Stopperteile ein, die ich mal irgendwann in weiser und hellseherischer Voraussicht gekauft hatte und schon bald war der Blouson so gut wie fertig. Es fehlte dann nur noch das untere Bündchenteil. Dafür hatte ich noch extra Bündchenstoff gekauft. Und es war genau dieses Bündchen, was mir am Ende dann doch noch einige Schwierigkeiten machte, denn nach dem Schnittteil wäre es viel zu lang gewesen. Ich habe keine Ahnung, wo der Fehler lag. Aber lieber etwas abschneiden, als am Ende zu wenig zu haben. Tatsächlich würde ich aber gern doch noch die Anleitung sehen, weil ich wirklich wissen möchte, wo ich den Fehler beim Zuschnitt für das Bündchen gemacht habe. Vielleicht bestelle ich mir die Zeitschrift doch noch.

 

Mein Blouson hat im Gegensatz zu dem von Simone keine Raglanärmel, obwohl ich die eigentlich schöner finde. Das Nähen des Materials erwies sich letztlich als problemlos. Anfangs hatte ich vorsichtshalber eine Ledernadel für das Velourslederimitat genommen, doch da ließ meine Maschine ab und zu einen Stich aus. Für die Ärmel die aus einer Art beschichtetem Denim sind, benutzte ich eine Universalnadel. Als ich dann vergaß, die Nadel für das Lederimitat zu wechseln, bemerkte ich, dass diese Nadel genau die richtige war. Ich verringerte lediglich den Nähfussdruck ein wenig und hätte sogar Ziernähte problemlos hinbekommen.

 

Dieser Blouson ist der Hit und ich bin Simone so dankbar, dass sie mir ihren Stoffrest überließ.
Das einzig gute an dem gruseligen Wetter im Moment ist, dass ich die Jacke tragen kann, bevor der heiße Sommer hoffentlich bald losgeht. Auf jeden Fall kommt er mit nach Hamburg und Oslo und wahrscheinlich auch nach Malta, wenn es abends kühl sein sollte.

 

 

Wie der Zufall es will, habe ich für die Fotos des Blousons auch meine Blümchenleggings angezogen und gerade gelesen, dass bei MMM heute Mottotag ist. Das nenne ich mal Glück. Auch wenn sie nicht im Mittelpunkt stehen, passen sie gut zur Jacke. Ich hatte sie bereits im Winter genäht und seitdem schon oft angehabt, weil es einfach mal etwas anderes ist, als unifarbene Leggings, von denen ich Unmengen habe. Den Blümchenjersey fand ich als ein langes Stück Rest in meinem Stofflager. Ich konnte dazu sogar noch einen Beanie nähen, der jetzt allerdings nicht mit auf den Fotos ist. Macht aber nix. Vielleicht poste ich ihn bei Instagram.

 

Ich wünsche Euch allen einen schönen Mittwoch mit MMI und Afterwork Sewing
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4 Kommentare

  1. Lieben Dank. Ich bin mittlerweile auch sehr zufrieden und glücklich mit meiner Version, aber die Raglanärmel fand ich auch klasse. So kann man diese beiden Unikate zumindest voneinander unterscheiden 🙂

  2. Super tolle Jacke! So eine hätte ich auch gerne… das Schnittmuster habe ich auch auf der Festplatte! Wenn ich mich dran mache und Fragen habe, weiß ich ja an wen ich mich wenden kann. 😉

    Liebe Grüße
    Jenni

  3. Huhu Jenni,
    wenn Du vor hast, die Jacke zu füttern, solltest Du das Schnittmuster entweder 2x ausdrucken oder aber die Futterteile abpausen. Die gehen nämlich ineinander über. Ansonsten – ja, wenn Du Fragen hast, melde Dich! Und solltest Du den Trick mit dem unteren Bündchen herausfinden, sag mir Bescheid ;-))
    Liebe Grüße,
    Julia

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