In meinem Blogpost von Freitag im Rahmen von 12 von 12 habe ich bereits über die Abreise geschrieben. Die ersten Tage verliefen wie gewohnt erstmal recht ruhig. So ist das immer bei uns. Wichtig ist erstmal chillen, wobei wir uns unsere eigene Handbewegung überlegt haben.
Handbewegungen werden sowieso immer wichtiger für uns. Wenn zwei Ü50 auf Reisen gehen, ihr Gehör über Jahre bei Musikfestivals strapaziert haben, kommt die Frage “Was?” in üblichen Konversationen immer häufiger vor. Das ist dann bereits die fortgeschrittene Variante. Interessant wird es bei der Variante, dass Person 1 etwas sagt, Person 2 etwas versteht, was nicht unbedingt dem entspricht, was Person 1 sagte. Person 2 hingegen auf das antwortet, was er meinte verstanden haben zu haben. Person 1 hätte bei der Antwort besser nicht den Mund voll gehabt, weil sie fast daran drohte vor Lachen zu ersticken, während Person 2 völlig verständnislos und sich keiner Schuld bewußt, daneben sitzt.
Um es zu verdeutlichen: Heute morgen beim Frühstück: Wir rätseln darüber, wo unsere Lieblingsempfangsdame geblieben ist. Seit wir hier sind, haben wir sie noch nicht gesehen. Wir mochten sie so gern, weil sie morgens im Frühstücksraum stand, einen mit diesem bezaubernden Lächeln anstrahlte und bereits am 2. Tag wußte, wer wir waren, sodass wir nicht mehr unsere Zimmernummer nennen mussten. Sie war eine so nette und aufmerksame Frau und wirklich sehr, sehr hübsch. Wir freuten uns immer auf sie nur dieses Jahr ist sie nicht da. Also rätselten wir. Die ersten Tage war die Überlegung, dass sie das Wochenende frei hat. Heute ist nun Montag und wir mussten neu spekulieren. Urlaub, Mutterschaftsurlaub, neuer Arbeitsplatz… und schließlich: Beförderung. Ja, sie sitzt jetzt vielleicht hier im Hotel in irgendeinem Büro…. Mittlerweile hatte ich meinen Salat vom Buffet geholt und meinte ein wenig scherzhaft, dass sie sich bestimmt nicht hochgeschlafen hat (ich hoffe ich erschrecke niemanden mit dieser Aussage – mir flutschen manchmal solche Gedanken direkt aus dem Sprachzentrum heraus, ohne das Gehirn zuvor einzuschalten. Mein Partner ist das gewohnt.) Das war also meine Aussage und mein Freund sitzt neben mir, starrt auf das Meer und sagt nach einer Weile “Gut, ja. Und Du?” Ich erinnere daran, dass ich gerade den Mund voller Salat hatte, kurz vorm verschlucken war, lachen musste, aber nix sagen konnte. Der völlig verwunderte Mann neben mir hatte keine Ahnung, was diese Reaktion bei mir verursacht hatte. Mir war mittlerweile klar, dass er scheinbar nur einen Teil meines Satzes verstanden hatte und glaubte, ich hätte ihn gefragt, wie er denn geschlafen hätte…. Noch kauend hatte ich die Möglichkeit, mir zu überlegen, wie ich jetzt antworten sollte und als alles runtergeschluckt war sagte ich mit so viel Coolness wie in dem Moment möglich (also eigentlich gar nicht) “Nein! Was denkst Du eigentlich von mir!!! Schuft!” Jetzt war er vollends verwirrt und ich klärte ihn auf. Wir sind uns einig, wir sollten demnächst die Gebärdensprache lernen.
Nachdem wir am Samstag hier angekommen waren, der erste traditionelle Schock meines Partners über den Linksverkehr im Ansatz verarbeitet war, checkten wir in unser Hotel ein und bekamen jetzt zum 3. mal in Folge das selbe Zimmer. Es ist ein bißchen so, als würde man in Malta mit dem selben Zimmer “Zuhause” ankommen. Für meinen Partner das pure Glück, für mich, die Abwechslung liebt, gerne Neues sieht und entdeckt, komischerweise auch.
Ein kleiner Schock erwartete mich allerdings an der Balkontür. Im ersten Jahr hatte ich es nach einer mit katastrophengespickten Anreise geschafft, uns beide nachts um 23:00 Uhr, in der Nebensaison auf dem Balkon auszuschliessen , weil ich das Schild “Attention! Door cannot be opened from outside when closed” übersehen hatte (die ausführliche Geschichte siehe Bagpack) . Das hatten sie dann in den darauffolgenden Jahren geändert. Jetzt ist es wieder da und mein einziges Rezept gegen versehentliches Ausschliessen besteht jetztbdarin, dass ich die Tür einfach gar nicht mehr schliesse.
Dieses Jahr sind wir anstatt Samstags schon Freitags angekommen, und hatten zudem einen Flug, der nachmittags und nicht spät abends landete. So hatten wir noch etwas von dem Tag, konnten unsere Schränke bepacken und abends im Restaurant vom Hotel essengehen. Für den nächsten Tag war erstmal chillen angesagt, Pause, ausruhen. Immerhin hatten wir schon eine Woche Urlaub in Hamburg und Oslo hinter uns. Ich lief allerdings schon bald in den Ort, weil ich morgens nach dem Duschen bemerkte, dass ich zwischen unseren Reisen anstelle von Bodylotion 3 verschiedene Duschgels eingepackt hatte. Diese Minifläschchen sehen sich eben sehr ähnlich, noch dazu, wenn man sich mit der gleichen Linie “Treacle Moon” stammen. Bodylotion ist für meine trockne Haut ein Muss und ich zog los. Und wohin geht eine Frau als erstes, wenn sie nach Bodylotion sucht? – Richtig! In ein Schuhgeschäft. Und obwohl ich mich spontan in 3 Paar Schuhe verliebte, die zudem noch Preisgünstig waren, konzentrierte ich mich auf meinen eigentlichen Einkauf! Schliesslich sind wir ja noch länger hier.
Ich fand einen Miniladen, also eher einen Kosmetikkiosk mit ausgesuchten Marken und kaufte mir eine Miniminiflasche Bodylotion für 2€ und entdeckte aber gleichzeitig noch den Stand mit Nagellack.
51 Jahre lang verschmähte ich lackierte Fussnägel. “Das sieht ja völlig doof aus! Diese kleinen Nägel an den Füssen zu lackieren – kann ich nicht verstehen…?!? Lackierte Cocktailwürstchen! (Ich finde meine Fusszehen sehen aus wie Cocktailwürstchen und habe immer behauptet, dass ich damit auf keinen Kindergeburtstag kann, weil ich sofort kleine Holzspiesse mit Fähnchen in jedem Zeh hätte und sofort auf dem Büffet liegen würde)”.
Nun hatte ich kurz vor Abflug nach Malta noch die Idee gehabt, meine Fussnägel zu lackieren, was aber aufgrund meiner Flugangst mit verbundener Nervosität keine gute Idee war und ich die ersten Versuche gleich wieder entfernte, dafür 2 Fläschchen Nagellack noch schnell in den Koffer warf und es dann im Hotel nochmal versuchen wollte.
Am Samstag beim Frühstück sah ich dann nur Frauen in Sandalen mit wunderschön lackierten Fussnägeln und – ich erinnere nochmal daran: 51 Jahre ohne Nagellack an den Füssen!!! – ich hatte keine lackierte Zehen und fühlte mich völlig unvollständig. Aber zum Glück hatte ich ja 2 Fläschchen mitgenommen. Nur leider die falsche Farbe! Ja, da kann ich extrem unflexibel sein und mein sonst stark ausgeprägter Individualismus wird von Gruppenzwang mit Mainstramattitüde mit einem gut plazierten rechten Haken k.o. geschlagen. Was soll ich mit Nude Pink und Orange, wenn doch alle anderen so schöne rote Fussnägel haben. Nun wäre eine klein Flasche Rot ja ausreichend gewesen, aber dann ist da die Auswahl an vielen schönen Rottönen und ich konnte mich nicht entscheiden. Ich kehrte mit 4 Nagellackfläschchen (1Unterlack war auch dabei) und 2 verschiedenen Bodylotions zurück, weil das Minifläschchen höchsten 2 Tage gehalten hätte und ich im Supermarkt eine größere Tube wesentlich günstiger fand.
Am 2. Abend hätte ich nun endlich meine wunderschön rotlackierten Fussnägel ausführen können, wäre nicht die Sonne langsam untergangen (ganz plötzlich und war um 20:00 auch nicht vorhersehbar) und es somit kühler wurde sodass ich keine Sandalen tragen konnte.
Also schlüpfte ich mit Söckchen in meine silbernen Sneaker, trug das herausgelegte Kleid nicht, sondern lange Leggings, T-Shirt und Blouson.
Aber am nächsten morgen war es dann soweit. Um Frühstück trug ich nochmal das T-Shirt vom Vorabend, dass ich nach einem Burdaschnitt zu Hause genäht hatte. Drr Stoff stammt, wie so oft in letzter Zeit von Das Königskind und hat eine tolle Farbe.
Für den Spaziergang am Nachmittag wählte ich dann aber wieder Shorts, selbstgenähtes Top und Sandalen, wobei ich ständig auf meine Zehen guckte, mich freute und beinahe in einen Blumenkübel gelaufen wäre.
Mein Partner sah dem ganzen Spektakel wieder ungläubig zu, lernte er mich doch als eine Frau kennen, die Flanellhemd und Jeans trug, Schuhgeschäfte genauso verschmähte wie Nagellack, dafür aber aus keinem Baumarkt rauszuzerren war. Zum Glück wohnt diese Frau auch noch in mir, muss jetzt allerdings eben manchmal mit Nagellack durch den Baumarkt. Anfallende Reparaturarbeiten können auch mit lackierten Nägeln erledigt werde, auch wenn er arg in Mitleidenschaft gezogen wird, ich mir dann aber später wieder eine neue Farbe aussuchen kann.
Übrigens brauchte mein Partner gestern dringend neue Schuhe, weil er durch seine mitgebrachten bereits eine Blase auf seinem Zeh hatte. Ich weiss er wird diesen Blog lesen, aber ich muss es einfach sagen: Es war eine Männerblase im Sinne von Männerschnupfen. Als ehemalige Balletttänzerin habe ich da allerdings auch einen anderen Bezug zu.
Die Schuhläden vor Ort boten außer Flipflops nichts für Männer. Da wir gestern aber eine Hafenrundfahrt durch die Häfen von Sliema und Valletta machten, kamen wir in den Shoppingbezirk und es dauerte keine 10 Min bis die Dame mit dem Schuhgeschäftblick einen entdeckte und er zu einem neuen Paar Schuhe fand, die so bequem waren, dass seine Untersohlen sich durch das Fussbett gestreichelt fühlten (so ca. seine Worte). Die Hafenrundfahrt war schön und interessant und wir gingen danach noch in das Einkaufszentrum “The Point”, in das ich schon immer wollte.
Als erstes entdeckte ich die Massagesessel und sorgte dafür, dass mein Freund sein erstes Massageerlebnis im Stuhl bekam. 2 Sessel standen nebeneinander und wir schmissen unsere Euros synchron ein. Die Rückenlehnen fuhren gleichzeitig nach hinten, die Massageknubbel fuhren aus und bei mir war damit Schluss. Sessel kaputt. Mein Freund hingegen kam anfangs aus dem “Huch!” und “Oh!!!” nicht raus, bis er zu “Aua! Du Mistkerl!” wechselte. Das hielt eine Weile an und ich war bestens in meinem kaputten Sessel unterhalten.
Eigentlich wollten wir nur noch Bummeln, aber das eine Geschäft “River Island” hatte einige schöne Sachen am Eingang hänge und so endete ich mit einem Rock in der Umkleide, von dem ich nicht so richtig überzeugt war, mein Liebster begeistert und wir machten ein Foto davon, weil ich glaube, dass ich ihn mir selbermachen kann. Die Bluse, über die ich beim Weghängen des Rocks stolperte, war allerdings der Hit und sie musste unbedingt mit. An der Kasse entdeckte mein Weltbester dann noch ein paar Schuhe und so kam es zu dem großen Wunder, dass er an dem Tag 2 Paar Schuhe kaufte und ich keins (dafür aber Bluse, rosa Kappe und 3 paar Söckchen). Völlig erledigt schlenderten wir nach einem Kaffee zur Bushaltestelle, fuhren zurück und liessen den Abend an einem kleinen Salatimbiss ausklingen.
Burda Trägertop – Büstenteil NR. 111A-032015-DL
T-Shirt mit Schluppe: Burda
NR. 117A-072014-DL
Stoffe: Unifarbener Jersey und blauer Jersey von Milliblus kommen beide aus dem Stoffgeschäft Das Königskind in Friedberg/Hessen
Ich hoffe in Deutschland ist er Sommer mittlerweile auch eingekehrt und ihr könnt ein bisschen Sonne geniessen.
Habt noch einen schönen Mittwoch!
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einfach herrlich, deine schilderungen!
lg kathrin
Hallo , ich hatte SOOO VIEEEL Spaß an Deinem Reisebericht . Wir sind auch absolute Maltafans, waren schon ganz ganz oft da und LIEBEN die Insel. Bin mal gespannt , ob Ihr nach Gozo kommt .(Solltet Ihr machen, ist toll dort.) Deine Maltakleidung ist wunderbar !!!Wünsche Euch noch ganz wunderbare Tage in Malta !
Ganz liebe Grüße, Katrin
Hallo Julia,
ich musste auch schon wieder herzhaft lachen! Deine Erzählungen sind immer grandios!
Deine Klamotten finde ich auch schön! Vor allem die Schluppenbluse hat es mir angetan… die Farbe ist der Hammer! Absolut mein Geschmack. ♥
Übrigens ist die Sonne heute Nachmittag hier angekommen… und die Hitze auch! Vielen Dank dafür. ☺ Hast du gut gemacht! *ggg*
Ach und, dass du Ü50 bist hat mich fast vom Hocker gehauen!!!!!! Wirklich! Du siehst und wirkst viiiiiiel jünger! Kompliment!
Ich mag meine Würstchen (hahahaha) übrigens nur mit Nagellack… ohne geht im Sommer überhaupt nicht. 😉
Liebe Grüße nach Malta!
Jenni
Vielen Dank, Kathrin. Ich habe beim Schreiben allein auch schon Spass daran, freue mich aber noch mehr, wenn ich andere auch damit zum Schmunzeln bekomme.
Liebe Grüße, Julia
Hallo Kathrin,
dass freut mich sehr, einen weiteren Maltafan hier gefunden zu haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Insel entweder liebt oder nicht. Heute morgen dachte ich mal wieder, dass ich am liebsten hierbleiben möchte. Wir haben jetzt fast alle Jahreszeiten hier erlebt und jede ist schön. Vielleichr schaffen wir heute Gozo. Wenn nicht, wandert es auf die Liste für das nächste Jahr.
Meine selbstgenähten Sachen hier tragen zu können ist schon etwas Besonderes. Vielen Dank für Deine Worte. Es folgt sicher noch ein 2. Reisebericht von Malta demnächst.
Viele Grüße, Julia
Hallo Jenni,
was bin ich froh, dass die Sonne endlich bei Euch angekommen ist 🙂
Die Schluppenbluse ist wirklich toll und recht einfach zu nähen. Ich überlege gerade, ob man sie noch etwas an den Ärmeln abwandeln kann, um ein langarmiges Shirt daraus zu machen.
Ja, nun ist es raus, ich bin 52 :-))) In der Hinsicht habe ich viel von meiner Großmutter und Mutter geerbt. Meine Mutter ist 82, sieht aber aus und wirkt mindestens wie 60. Und das alles mit Billigcremes.
Wir haben noch bis Samstag und ich will gar nicht zurück. Das einzige, was ich unbedingt vermisse, ist meine Nähmaschine. Ich bringe aber vorsichtshalber noch mal ein Schwung Sonne mit.
Liebe Grüße nach Hamburg,
Julia
Vielen Dank für de tollen Bericht. Da muss ich manchmal leise in mich rein Lächeln. Ja wir sind nicht allein. Es geht uns allen irgendwann wann so mit dem Gehör oder den Augen. Dir noch eine super Zeit. Herzlichen Gruß Sylvia
Liebe Sylvia,
das Gehör ist Deine Geschicht, mit den Augen klappt es bei mir auch nicht mehr so. In Malta meinte ich zu 99%iger Sicherheit gelesen zu haben “Space toilet”…. hat mich eine Weile verwirrt.. was zum Henker ist eine Weltraum-Toilette??? Bis ich dann näher kam und sah, dass dort “Space to let” stand. Also “Wohn- bzw. Bürofläche zu vermieten”. Da sind noch viele lustige Geschichten in Zukunft.
Dir an dieser Stelle schon ein schönes Wochenende,
Julia