Über konsequente Inkonsequenz oder inkonsequente Konsequenz
Beim Unkrautjähten habe ich gerade darüber nachgedacht, wie ich heute beginne und ein Gedanke war: “Ich nähe nicht oft Schnittmuster mehrfach.” Dann dachte ich daran, was ich normalerweise so nähe und konnte diesen Gedanken alsbald in die Tonne treten. Ich bin ein gnadenloser Wiederholungstäter, der sich scheinbar manchmal selbst etwas vormacht.
So halte ich mich auch für konsequent, bin aber in der Konsequenz bisweilen sehr inkonsequent. Nach welchem Schema, kann ich nicht sagen, ich höre da einfach auf meinen Bauch. Aber so ist auch die Inkonsequenz der Konsequenz wiederum konsequent. Ich lass Euch mal eine Weile über diesen Satz nachdenken.
Derweil ihr noch darüber nachdenkt, präsentiere ich schon mal ein paar Fotos meiner My Lady Topas von Mialuna bzw. das Freebook von Farbenmix. Übrigens habe ich extra gegoogelt.. ganz oberkorrekt heißt es My Lady und nicht Me Lady. Das wird auch verwendet, aber wenn man von Hoheiten spricht, wird es My Lady geschrieben, aber ausgesprochen wie Me Lady.



Im Detail
Ich kann dafür leider keine schönen Worte finden, weil es sich so tief in meinen Kopf eingegraben hat, dass es mir schwerfällt, einen anderen Namen dafür zu nehmen, auch wenn es diverse dafür gibt. Ich spreche von meinem Spucktuch Top. Kaum ein Stoff polarisiert so sehr, wie dieses Spucktuch. Als ich die ersten Stoffe online sah, war ich sicher: Wir werden keine Freunde. Zu sehr erinnert es mich an die Zeit, wo ich über mehrere Monate (oder gar Jahre?) mit diesen weißen Tüchern über der Schulter rumgelaufen bin, während Sohn Nr. 1 und 2,5 Jahre später Sohn Nr. 2, über dem Spucktuch hingen, ich den Rücken von den Würmern klopfte, auf das Bäuerchen wartete, was in den meisten Fällen von vorverdauter Milch begleitet war und dann im günstigsten Fall im Spucktuch landete. Meist natürlich daneben oder es war so viel, dass es durch das Spucktuch durchging.
Es sei nicht zu vergessen, dass diese Spucktücker zudem die Vorgänger von Pampers, Fixies, usw. waren. Auch da landete die Milch drin, allerdings komplett verdaut und noch übelriechender.
Gehirnwäsche? – Oder wie mein Wille gebrochen wurde
Aber es geht ja in meinem Beitrag heute in erster Linie um den Schnitt. Also die Geschichte ist kürzer. Ich bin seit ein paar Wochen bei Facebook, schaffte es mit viel Glück, die Grundlagen zu erlernen und fand bald diverse Nähgruppen, in die ich mich erstmal eintrug. Eine völlig neue Welt eröffnete sich mir. So viele genähte Sachen. U.a. war ein Shirt dabei, das mir sofort gefiel, zudem noch aus einem Stoff, der bei mir zu Hause schon lag. Leider weiß ich nicht mehr, wer das Shirt gepostet hatte, aber es war wunderschön und ich wollte unbedingt auch so eins haben. Und so kam ich zu der Lady Topas von Mialuna. Zufällig hatte ich noch einen Jerseyrest von einem T-Shirt, der sich wunderbar für den oberen Rand eignete, Und wenn ich mich recht erinnere, war es fast der gleiche Farbton von dem Bild bei Facebook, weshalb es jetzt mindestens 2 dieser Shirts in Deutschland gibt und ich hoffe, diejenige ist darüber nicht böse.
Lady Topas Nr. 3
So stand alles für mich offen. Das Geschäft war voll und ich konnte mich ganz in Ruhe umsehen, während meine beiden Lieblingsgeschäftsinhaber einen Stoffmeter nach dem anderen für die anderen Kunden zuschnitten.
Allerdings war es dann in der Jerseyabteilung um mich geschehen und mein altes Muster schlug wieder zu. Und das geht so: Ich fahre zu Das Königskind, um Stoff zu kaufen – manchmal mit einer bestimmten Vorstellung oder einfach, um mich inspirieren zu lassen. Dabei entdecke ich so viele Stoffe, dass sogar ich merke, dass ich sie unmöglich alle auf einmal kaufen kann. Also nehme ich “nur” einen Teil mit, behalte aber die anderen im Kopf. Entweder fahre ich dann kurz danach wieder hin, weil sie mir keine Ruhe im Kopf lassen, oder aber ich vergesse sie…. bis ich wieder hin muss und dann wandert ein weiterer “Zusatzstoff” in meinem Einkaufskorb während mindestens 3 weitere im Kopf sind. Und so ging es mir mit dem Jersey von Lillestoff (mein 2. Lillestoff übrigens). Dieses Frauengesicht ließ mir keine Ruhe, war zudem runtergesetzt und gefährlich wenig auf dem Ballen übrig. Mit 80 cm, also ein Rapport, fuhr ich wieder nach Hause (plus 2 weiteren Stoffen – die Lady sollte sich nicht einsam fühlen).
Ich brachte die ersten Utensilien in den Garten und zum gefühlten 300. Mal ärgerte ich mich über diesen fetten, großen, lichtraubenden Zweig am Baum, wo ich mich jedes Mal frage, ob ich mit der Astschere drankomme. Und jedesmal ging ich mit dieser Frage nach oben, machte etwas anderes und nahm mir vor, es beim nächsten Mal auszuprobieren. Heute war es dann soweit – denkbar ungünstig, denn ich trug bereits mein schönes Shirt mit Shorts, aber es gibt Momente, da bin ich nicht zu bremsen. Mit Hocker und Astschere bewaffnet ging ich in den Garten und stellte ganz verzückt fest, dass ich an den Ast rankam. Allerdings war das Holz hart und ich hatte etwas Mühe das Ding vom Baum loszukriegen. Aber ich bin nicht umsonst Steinbock. Ich hänge mit meiner Astschere so lange an dem Ding, bewege sie, bewege mich, drücke die Schere mit letzter Kraft weiter zusammen, Positionswechsel (Schere klemmte mittlerweile im Ast), wieder zusammendrücken und plötzlich fiel der gut 2,5 – 3 m lange Ast neben mir zu Boden. Und ich war sauber geblieben. Gut – jetzt Fotos machen! … Ah, da ist ja noch der Busch, der mich so ärgert. Schnippschnapp, weg! Und da vorne am Haselnussbaum, wo der Wasseranschluß ist, da wächst auch so viel und ich habe gerade die Astschere in der Hand…. mmmh, ich brauche die kleine Gartenschere… (nach oben, Schere geholt)…kurz darauf – alles weg und Berge von abgeschnittenen Ästen um mich. Übrigens stand zudem eine vor der Astaktion frisch gebrühte Tasse Kaffee oben in der Wohnung auf dem Tisch. Aber ich wollte ja “nur schnell” die paar Äste abschneiden, wo ich doch nun schon die Astschere und Gartenschere dabei hatte. Ca. eine Stunde später waren die gröbsten Äste weg, meine Lady hatte zarte Schweißstriche auf dem Gesicht und meine Shorts, die gleich noch extra erwähnt werden, waren voll kleiner Pieksdinger, die sich hartnäckig am Stoff halten. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sind Kletten. Von den geröteten Armen, die beim Rückschnitt mit Brennesseln in Berührung gekommen waren, will ich gar nicht klagen.
Ich trank erstmal meine mittlerweile auf sehr gute Trinktemperatur herunter gekühlten Kaffee, ließ die Lady trocknen und kam mit 2 stündiger Verspätung zum Fotos machen.
Kaum war ich bereit, schob sich die erste von mehreren noch folgenden Wolken vor die Sonne. So hatte ich zwischendurch Zeit, noch ein wenig Unkraut zu rupfen, Instastories zu posten, zu lesen usw.
Irgendwann war dann alles im Kasten.
Natürlich stehen die Topas Drillinge heute im Vordergrund, aber wie schon angekündigt möchte ich noch kurz auf meine Shorts hinweisen, die aus einem herrlichen Jeans-Jersey sind. Ich habe heute extra nochmal nachgefragt und er heißt tatsächlich so. Ich liebe ja Shorts und Jeansshorts besonders, aber ganz besonders mag ich abends mal bequeme Shorts tragen. Die einzigen, die ich habe, sind von einem Kaffeehersteller, der neben vielen anderen Sachen, tatsächlich auch Kaffee anbietet. Nun sind das eigentlich nur “zu Hause” Shorts, nichts, womit ich normalerweise einkaufen gehen würde. Außerdem hat sie keine Taschen und die brauche ich. Als ich beim vorletzten Besuch im Stoffgeschäft meines Vertrauens war, wurde mir dieser Jersey eigentlich für einen Rock empfohlen, also jenen, den Ihr auch auf den Fotos seht. Stattdessen wählte ich dafür einen Viskosejersey und behielt den Jeansjersey im Kopf. Bis Samstag. Von da an war ich am überlegen, welchen Schnitt ich für die Shorts nehmen würde. Meine erste Wahl war eigentlich die Julika von Prülla, aber dann entschied ich mich spontan um, nahm meinen Lieblingsjeansschnitt von Schnittvision (bisher mindestens 6 mal oder öfter verwendet… ich nähe ganz selten den selben Schnitt…..) und wandelte ihn für ein dehnbares paar Shorts um. D.h. kein Reißverschluss vorne, stattdessen die vordere Mitte zugenäht, den Bund oben selbst zugeschnitten, Gummi eingezogen und fertig. Mit diesem Jeansschnitt habe ich jetzt eine 4-Pocket Jerseyshorts, die ich auch zum Einkaufen anziehen kann.
Sollte ich im Sommer noch nach Hamburg zu meiner Restfamilie kommen, werde ich allerdings noch ein paar lange Hosen und Jacken mitnehmen müssen, falls es dort mal wieder regnet.
Wie sagte ich heute morgen zu meinem Weltbesten, als er fragte, was ich vor habe: “Ich werde einen Blogbeitrag machen, aber diesmal mehr Fotos zeigen als schreiben.”
Was bin ich froh, dass ich mich so konsequent an meine eigenen Vorgaben halten kann und nur wenig geschrieben habe (dabei habe ich schon gekürzt…)
Habt einen schönen Wochenmittentag, denn wir mögen Mittwoch, richtig?
Eure
Die Schnitte:
Top: Lady Topas von Mialuna bei Farbenmix als Freebook erhältlich
Gelbe und blaue Shorts: Abgewandelt nach Schnittvision, K7 Hose 3
Rock: eigenes Design
Die Stoffe:
Lady Topas 1, Lady Topas 2, blauer Jersey, gelber Leinenstoff, Jeansjersey: Das Königskind, Friedberg/Hessen
Double Gauze: Alles für Selbermacher
Verlinkt bei MMM, AWS
So, liebe Julia: Jetzt aber!
Endlich komme ich (zum zweiten Mal) dazu was zu schreiben. Ich hatte heute Nacht schon was geschrieben und dann ausversehen das Fenster zu gemacht. Toll, alles weg… ich musste dann erst mal wutentbrannt die Kiste ausmachen. Sowas ist wirklich ärgerlich.
Nun aber zu deinem tollen Post und zu deinen Ladys.
Ich musste wieder schmunzeln über deinen Text. Herrlich. Ich bin auch konsequent inkonsequent! Witzig, was man sich manchmal einredet und wenn man wirklich drüber nachdenkt ganz anders ist.
Deine drei Ladys sehen klasse aus! Der Schnitt steht dir toll. Ich habe den ja auch schon für meine kleine Nichte gemacht und seitdem auch für mich liegen. Aber es kam immer irgnentwas dazwischen. Aber deine Variante würde ich tatsächlich alle drei nehmen!
Die Spucktuch Story ist super! Ich hoffe, ich schaffe nächste Woche meine “richtige” Spucktuch Version zu zeigen.
Der Stoff mit dem Gesicht ist der Hammer! Gefällt mir total gut. Ich kenne das auch, dass mir ein Stoff nicht aus dem Kopf geht und ich dann direkt wieder hin fahre.
Deine Bilder sehen klasse aus! Die Bilder im Garten sind immer total schön! Mal sehen, wann ich den Schritt vor die Tür wage! 😉
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende… hier bei uns ist es ja im Moment etwas….hmmm… nennen wir es mal “ungemütlich”!
Liebe Grüße – fühl dich gedrückt!
Jenni
Echt toll geschrieben. Geleitet von Sorgen und Befürchtungen, die uns irgendwie alle im Kopf herumspuken. Deine Ansicht zu Musselin teile ich und bisher habe ich auch noch keinen (bis auf ein hervorgekramtes Spucktuch meiner Kinder) noch nicht in Neuzeit angefasst. Double Gauze habe ich bestellt, bin gespannt wie es sich anfühlt.
Und vom 100. ins 1000.ste komme ich im Garten auch regelmäßig. Wenn man erstmal anfängt… Es ist wie mit dem Stoffe kaufen ;o))
Deine Lady Topas-Shirts sehen allesamt sehr gut aus. Besonders die blauen Shorts gefallen mir dazu.
Liebe Grüße aus dem heute verregneten Norden,
Stef
Hallo Stef,
ich freue mich, dass Dir mein Geschreibsel gefallen hat. Bin mal gespannt, wie Dir der Double Gauze gefällt.
Es tut gut zu wissen, dass auch andere vom 100. ins 1000. kommen. Manchmal muss ich mich echt dazu anhalten, die Dinge dann nacheinander zu erledigen, bevor irgendetwas vergessen wird. Aber gerade im Garten sehe ich dann plötzlich hunderte von “Minibaustellen” oder dieses verfluchte Unkraut, dass 2 Minuten zuvor definitiv, also ganz in echt noch nicht da war 😀
Liebe Grüße zurück in den Norden – hoffentlich wird das Wetter bald besser,
Julia
Huhu liebe Jenni,
oh je, ich kenne das ja mit den verschwundenen Texten. Da könnte man in die Tastaur beissen. Ich glaube sogar, dass mir das ganz am Anfang auf Deiner Seite auch passiert war.
Ich glaube, seit ich die Gartenbilder mache, bin ich hier im Dorf vollends verschrien. Vor allem die Bilder an der Haus. Das Haus steht direkt an der Hauptstrasse, Sicht von dort in den Garten 80% auf die Einfahrt, wo ich dann für die Mauer und Hauswand stehe = 100% Dummerweise ist das Licht dort am Nachmittag ideal, genau zu der Zeit, wo sich der Berufsverkehr vor der Ampel zurückstaut. Ich stehe dann da in der Einfahrt, aufgebrezelt bis zum geht nicht mehr, vor mir die Kamera mit Stativ. Dann geht es los… erstmal den richtigen Winkel mit dem Fernauslöser finden, damit die Kamera das Signal empfängt (meistens muss ich dabei erstmal den Arm hochrecken). Dann 2 Sek. Zeit und Pose einnehmen oder rumhampeln… Ich traue mich wirklich nicht, zu den Autos zu gucken… Aber da muss ich und die anderen durch. Somit trainiere ich dann für den Moment, wo ich mal einen schönen Platz außerhalb des Grundstücks finde. Den gibt es hier mehrfach, aber getraut habe ich mich noch nicht.
Die Lady kann ich wirklich empfehlen. Sie ist toll zu tragen und eben wandlungsfähig.
Mein Neffe aus Hamburg war von gestern bis heute auf Kurzbesuch hier und fährt heute nach Berlin weiter. Er ist dem Irrsinn in Hamburg entflohen. Die Bilder heute morgen waren alles andere als ermutigend.
Halte durch, liebe Jenni!
Ich drück Dich,
Julia
[…] ich gestern für meine 3-fache Lady Topas viel mehr schrieb als ich wollte, werde ich mich heute kürzer […]
[…] Streifen. Ich lese seit Monaten „Streifen gehen immer“. Ähnlich wie bei meinem Spucktuchstoff, blieb ich beinhart und widerstand erstmal. Das hielt so lange an, bis ich bei irgendjemanden die […]