Ihr Lieben,
es gibt viele Bereiche und Situationen in meinem Leben, wo ich als sehr geduldig gehalten werde. Z.B. wenn ich meiner 82-jährigen Mutter im 500 km entfernten Hamburg per Telefon bei Problemen mit ihrem iPad helfe. Bis zu ihrem iPad hatte sie nie Kontakt mit Computern – da gehen schon mal angeblich keine Emails raus, weil sie das „fffft“ nicht hört, derweil im meinem Postfach 8 Mails von ihr sind. Am Ende hatte sie ihr iPad versehentlich auf lautlos gestellt. Aber mit der Zeit werden Ihre Probleme schon komplexer.
Beim Nähen hingegen ist mein Geduldsfaden oft nur wenige Millimeter kurz. Sei es, dass ich mich schon beim Zuschnitt zusammenreissen muss, alle wichtigen Schritte auch wirklich sorgfältig zu machen obwohl ich am liebsten schon längst nähen will oder dass das Teil unter meiner Nähmaschine so toll ist, dass ich es unbedingt anziehen will.
Ist es dann fertig, will ich es sofort zeigen. Mein Weltbester amüsiert sich immer himmlisch darüber, dass ich neu genähte Sachen sofort anziehe und anlasse. Oft werden auch bald die Fotos gemacht, um dann darüber zu bloggen oder alles bei Facebook bzw. Instgram zu zeigen.
Wenn ich aber in einem Probenähprojekt bin, muss ich mich mit dem letzten Schritt immer zurückhalten und ganz brav darauf warten, dass das Ebook veröffentlicht wird. Diese Geduld wurde nun um Längen strapaziert, als ich in das Probenähteam von TINAlisa Schnittdesign aufgenommen wurde. Das war nämlich bereits Ende August. Wir haben jetzt bald Ende Oktober und in meinem Zimmer tummeln sich diverse Stücke aus der genähten Herbstkollektion. Zu der Kollektion gehören: Die Steghose Flip, der Rock Tiffany, das Cardigan Jackie O., die Bluse Gipsy, der Pullover Ivy und der Loop Twister. Gemeldet hatte ich mich ursprünglich für die Flip, den Cardigan und den Twister. Im Laufe des Projekts nahm ich dann noch die Gipsy dazu und bin auch im Moment noch für ein weiteres Teil dabei, das etwas später erscheinen wird.
Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich gerade dazu anhalte, nicht alle Teile auf einmal hier reinzudonnern, sondern alles in mehrere Blogbeiträge aufteilen will.
Wie der Überschrift unschwer zu entnehmen ist, geht es um die Steghose Flip, von der ich bereits am Wochenende 2 Exemplare bei Instagram und Facebook zeigte.
Die Flip ist ursprünglich eine Steghose. Der Schnitt beinhaltet aber die Option, sie auch mit geradem Bein zu nähen.
Julia und die Steghosen
Im zarten Alter von ca. 5 Jahren trug ich zum Wintersport im Harz schon sehr modebewusst eine Steghose (wie alle anderen wahrscheinlich auch – es gab kaum Alternativen). Dazu dann trendige Schnürstiefeln und meine Skier waren mit hochmodernen Bindungen versehen, deren Drahtschlaufe um die Ferse des Stiefels gelegt wurde, um dann alles mit einem Hebel, der nach vorne geklappt wurde, zu sichern. Praktisch und sehr energiesparend war übrigens der Skilift… der sah folgendermassen aus: nach einem kräftigen Frühstück schulterte jeder – ja, auch ich kleine 5-jährige – seine Ski und lief den Berg hoch. Oben angekommen wurden die Ski angeschnallt und der Skiunterricht begann. Mein Vater sprach folgende Wort: „Wenn es zu schnell wird, setz Dich einfach hin.“ Ich glaube, ich sass alle 50 m, denn ich war ein absoluter Schisser. Das hatte aber den Vorteil, dass ich dementsprechend langsam unten ankam und nicht unbedingt wieder nach oben laufen musste. Denn ich war nicht nur Schisser sondern auch sehr faul mit wenig Interesse am Skilaufen.
Die nächste Steghosenwelle erwischte uns dann irgendwann in den frühen 1990iger Jahren und ich war voll dabei. Als junge Mutter waren Leggings und Steghosen für ideal.
“Wenn man einen Modetrend zum 3. Mal erlebt, wird man alt”
Als sich vor gut 2 oder 3 Jahren die ersten Steghosen, anfangs noch zaghaft, wieder in die Geschäfte drängte, war mir endgültig bewusst: Wenn man einen Modetrend zum 3. Mal erlebt, wird man alt!
Aber was solls. In meinen 52 Lebensjahren habe ich eben ausreichend Erfahrung mit Steghosen gesammelt, also dann bitte auch nutzen.
Meine erste Steghosen-Flip nähte ich aus dem schönen French Terry von Milliblus.
Flip ohne Steg wurde aus einem wunderbar weichem Jaquardjersey genäht.
Meine 3. Flip nähte ich erst kürzlich. Mit Schuld daran ist Tatjana von by-mami, die den bei ihr bestellten Stoffen gerne kleine Stoffproben beilegt und ich oft versucht bin, gleich postwendend die nächste Bestellung aufzugeben. Ich habe mich auch gleich darüber bei ihr beschwert. Das ist unlautere Unterstützung Stoffsüchtiger!!!
Die Verführung war in diesem Fall ein beschichteter Baumwollstoff.
Zum Schluss liegt es mir wirklich sehr am Herzen, ein paar Worte über die Köpfe hinter TINAlisas Schnittdesign zu sagen. Ihr werdet noch einiges von ihnen in den nächsten Blogposts lesen. Martina Blasius, die Schnitterstellerin, hatte jeder Probenäherin eine Grössenempfehlung für jedes einzelne Teil der Hebstkollektion gegeben. Ich erinnere nochmal daran, wir waren über 80 Frauen. Die Empfehlungen waren grösstenteils perfekt. Mit dem Passformcheck über Handyfotos wurden dann Korrekturen vorgenommen und die waren genial. So dachte ich, dass meine eine Flip gut sass, aber Martina sah sofort mit ihrem geschultem Auge, dass etwas nicht ganz richtig war und schrieb mir, ich solle an einer Stelle 2cm wegnehmen. Und es waren diese 2 cm, die aus „sitzt gut“ ein „sitzt perfekt“ machten. Und so war es die ganze Zeit. Ichnhabe während dieser Zeit viel gelernt.
Für heute ist jetzt aber erstmal Schluss. Ihr habt tapfer durchgehalten.
Wie oft habt Ihr denn schon Steghosen als Modetrend erlebt? Habt Ihr je selbst eine getragen? Mir ist bei den vielen Fliphosen aus der Nähgruppe aufgefallen, dass sie vielen Frauen mit den unterschiedlichsten Figuren sehr gut steht.
Die Fakten:
Die Hose Flip und alle weiteren Schnittmuster der Herbstkollektion gibt es hier (bis zum 1.11. zum Einführungspreis): https://tinalisa.de/shop/
Schaut Euch auch unbedingt die Lookbooks mit den verschiedenen Designbeispielen an. Da haben viele fleissige Helferlein unglaublich tolle Arbeit geleistet: https://lookbook.tinalisa.de/
Weisse und geblümte Offshoulderbluse: Fashionmakery
Volant-Tshirts: Artemis von Lasari Design
Stoffe und Bezugsquellen:
French Terry von Milliblus gekauft bei Nähmaschinen Mehringer
Jerseyjaquard und Jersey mit Frauengesichter (Milliblus): Das Königskind, Friedberg/Hessenz
Beschichteter Hosenstoff mit Elastan: by-mami
Verlinkt mit: Dienstagsdinge, HoT, Creadienstag
Habt einen schönen Tag! Eure,
Total schön (und noch schöner ohne Steg) – was sollte Frau bei solchen Beinen auch sein, wenn nicht Steghosenexpertin? 😉 Sehen hammer aus, die mittlere aus Jacquard mit der weißen off Shoulder Bluse ist mein Favorit. LG Kathrin
Vielen Dank, Kathrin. Ich habe gleich mal in Deinen Blog geschaut und bin hin und weg von Deiner Refashion-Bluse.
Es hat schon seinen Grund, weshalb ich bisher nur eine Steghose genäht habe. Ich mag sie auch lieber ohne. Aber mal abwarten, ob sich das noch ändert.
Liebe Grüße,
Julia