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Die ersten richtigen Worte wechseln mein Partner und ich erst im Auto. So ist das immer, wenn ich bei ihm bin und er mich auf dem Weg zur Arbeit zu Hause absetzt. “Wie hast Du geschlafen?” – “Geht so. War um 3.00 und um 5.00 wach. Und scheinbar bin ich dazwischen wieder eingeschlafen, weil ich ja sonst nicht wieder hätte aufwachen können.” Zu mehr Logik ist mein Gehirn noch nicht in der Lage. Ich brauche morgens sehr, sehr lang, um in die Pötte zu kommen.
Mit dem langsamen Erwachen meiner Grobmotorik schalte ich mein Laptop an, bereite mir meinen 2. Kaffee zu und drucke erstmal 2 Schnittmuster aus. Der Drucker scheint auch noch nicht ganz wach zu sein, druckt er doch einige Seiten doppelt und mit weniger Tinte. An der Tintenpatrone liegt es nicht, denn beim nächsten Schnitt ist sie voll da.
Ich übe jetzt die Feinmotorik, setzte die einzelnen Seiten an, klebe, schneide aus, pause ab und schneide nochmal aus.
Zwischendurch kommt mein Paket mit neuen Stoffen. DPD hat sich wieder entschieden, gar nicht erst zu klingeln, sondern das Paket gleich am Ablageort zu deponieren. Wie gut, dass ich die App habe, auf der ich sehen kann, ob ich schon nach unten laufen soll oder noch warten muss.
Jeansstoff und Glitzerjersey. Ersterer ist der Ersatz für die Fehlbestellung neulich, weil ich abends spät, mit Rotwein getränkten Sinnen nicht darauf geachtet hatte, dass der Jeansstoff zu dünn für eine Hose ist und zudem auch keinen Stretchanteil hat. Nun werde ich für den Sommer wohl ein Jeanshemd nähen… und ein Shirt, und vielleicht einen Rock. Stoff genug hab ich, da ich gleich 2 Meter bestellte. Der neue Jeansstoff ist aber genau richtig für eine Hose. Und den Glitzerjersey – tja, hatte ich da was bestimmtes im Kopf oder fand ich ihn einfach nur schön. Vielleicht fällt es mir ja noch ein.
Ich brauche dringend mehr Kaffee. Draußen schneit es. Kurz danach scheint die Sonne und ich könnte jetzt eigentlich das Paket mit der Jacke wegbringen, die ich für eine Freundin genäht hatte.
Stattdessen entschliesse ich mich spontan zu staubsaugen. Nachdem ich den Vormittag mehr oder minder auf dem Boden zugebracht habe, ist mir der Staub nicht entgangen.
Der Vorteil, wenn man von zu Hause aus arbeitet liegt darin, dass man zu jeder Zeit duschen kann. Der Nachteil liegt darin, dass man es auch tut, um sich vor anderen Dingen zu drücken.
Jedenfalls sind meine Haare jetzt ausführbar und ich probiere zum ersten Mal unsere neue DHL Filiale im Getränkemarkt aus. 2 Damen stehen hinter dem neu errichteten gelb-roten Schalter und beachten mich nicht. Auch mein “Guten Tag” wird ignoriert. Scheinbar bin ich richtig. Der junge Mann, der sonst meine Getränke einscannt kommt herbei und muss jetzt mein Paket unter den Argusaugen der 2 Damen versandfertig machen. Nebenan im Supermarkt kaufe ich noch schnell 3 Liter Milch, eine Pomelo und Maronen.
Draußen scheint die Sonne. Eigentlich könnte ich jetzt schnell meine Einkäufe nach Hause bringen und noch spazierengehen, aber ich habe noch etwas vergessen und da ich ungern 2 x hintereinander in ein Geschäft laufe, wähle ich den 2. Supermarkt vor Ort.
Kaum wieder draußen, schneit es. Das ist heute wie ein vorgezogener Aprilwettertag. Also kein Spaziergang. Stattdessen nach Hause.
Ja und dringend nochmal Kaffee. Denn der energiegeladene Moment, den ich noch zwischen Supermarkt 1 und 2 hatte, hielt gerade mal 10 Min. an. Heute geht einfach nix.
Mit frisch gebrühtem Kaffee setze ich mich aufs Sofa und schaue mir die Fotos an, die ich bisher für heute gemacht habe. Die könnte ich eigentlich noch ein bisschen mit Filtern bearbeiten.
Ausgenommen bleibt das Lieblingsbild, dass ich jedes Jahr um diese Zeit über alles schätze und liebe. Es sagt alles aus, was ich als Hamburgerin gerade in diesen Tagen im zugegebenermaßen faschingsreduziertem Hessen aushalte.
Der kurze Frischluftaufenthalt scheint mir relativ gutgetan zu haben. Zumindest soweit, dass ich nach oben in mein Nähatelier gehe und motiviert eine Winterjacke zuschneide. Die Motivation hält genau 30 Min. an. Dann brauche ich eine Pause.
Ich wünschte, ich hätte diesen Filter auch in Wirklichkeit zur Verfügung. Plötzlich sieht mein Chaos gar nicht mehr so schlimm aus. Und wer jetzt meint, es sähe aber schlimm aus, hat es noch nicht ohne Filter erlebt.
Langsam wird es dunkel. Ich verlasse meine Maschinen für eine Weile und widme mich dem Abendessen.
Und wer jetzt glaubt, ich würde hier ein tolles Essensbild posten, kennt mich nicht. Ich kann zwar kochen, hasse es aber wie die Pest. Es mag daran liegen, dass ich viele Jahre für meine Kinder gekocht habe und es begann schon mit dem Einkaufen. Der eine mochte Dies, der andere Jenes. Dann die unterschiedlichen Schulschlußzeiten… Eltern wissen, wovon ich spreche. Dazu ist noch eines meiner Kinder seit dem 8. Lebensjahr Diabetiker Typ 1 und das machte es nicht gerade einfacher. Kurzum: Beide Kinder sind aus dem Haus. Der eine kocht wie ein Gourmet, der andere ernährt sich in der Mensa und ich… ich bekomme mindestens einmal die Woche eine warme Mahlzeit von meinem Partner. Er hat kocht am Wochenende gern. Und unter der Woche sehe ich zu, dass ich irgendetwas in den Bauch bekomme, möglichst ohne kochen und wenn, dann mit minimalem Zeitaufwand.
Währenddessen poste ich noch schnell bei Instagram meine selbstgenähte Jeans aus schwarzem Lederimitat. Hatte ich zwar am Vormittag auch schon, aber weil ich da noch ziemlich verpeilt war, hatte ich vergessen, dass ich bessere Fotos hatte.
Und mit einem Glas Rotwein (vorerst!) und meiner Mission, meinen Highscore bei Angry Birds zu brechen, blicke ich dem Abend entspannt entgegen.
Ich hoffe sehr, dass ich heute nacht besser schlafe, endlich mal über Kapitel 1 von meinem Hörbuch hinwegkomme und nicht vergesse, den Wecker für morgen früh zustellen, um meinen Partner mit seinem Auto in die Firma zu fahren, damit ich ihn abends wieder abhole und wir uns mit Freunden in Frankfurt zum Essen treffen.
Wie war denn Euer Montag heute? Ach ja – und dies ist mein erster 12 von 12 dieses Jahr. Kann nur noch bessesr werden, denn im Januar war ich am 12. krank und verschlief den Tag. Ich würde sagen, es geht bergauf!