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Es begann mit der Ginger Jeans
Anfang des Jahres überwand ich erstmals meine eigene Hürde und nähte meine erste Jeans nach dem Schnitt von Closet Case Patterns. Die Ginger Jeans wurde schon vielfach von vielen genäht und gelobt. Ich stimme diesem Lob absolut zu und hatte dazu ja auch hier schon meinen Beitrag Das fehlte mir noch … geschrieben.
Es folgte noch eine Ginger Jeans aus schwarzem Kunstleder und eine aus dem undefinierbar gemusterten Stoff von Milliblus. (Link zum Blogpost Birke oder Morsezeichen)
Tatsächlich war ich mir am Anfang aber nicht ganz sicher, welchen Schnitt ich wählen sollte, denn ich hatte 2 im Auge. Neben dem von Closet Case Patterns auch die Skinnyjeans von Sewera. Die helle Jeans, die ich mir letztlich noch nähen möchte, ist zwar noch nicht mal angefangen, aber ich habe den ersten Test mit dem Sewera Schnitt gemacht. Das Material ist ein schwarz braun gepunkteter Bengaline Stretch und unglaublich bequem.
Eins kann ich jetzt schon ganz klar sagen: Beide Schnitte sind super! Aber es gibt den einen oder anderen kleinen Unterschied.
Closet Case Patterns bietet 2 Varianten in seinem Schnitt. Einmal die hüfthohe Jeans mit weiten Beinen und dann die Taillenjeans mit engen Beinen. Wer die Kombination aus hüfthoch mit engen Beinen wählt, so wie ich, wird am Ende nicht drum herum kommen, beide Schnitte ausdrucken zu müssen und sie dann jeweils zusammenzufügen. Das hatte ich am Anfang nicht gemacht, weil ich davon ausging, dass es leicht wäre, die Beine einfach enger zu nähen. Dabei ist mir allerdings die äußere Naht verrutscht, sodass sie ab dem Knie immer mehr Richtung Schienbein ging. Ich konnte es zum Glück noch etwas korrigieren, ist aber am Ende doch irgendwie ärgerlich.
Die Ginger Jeans bietet zudem den klassischen 5 Pocket Look, der am Ende noch mit Nieten abgerundet wird. Die vordere Eingriffstasche fand ich anfangs gewöhnungsbedürftig zu nähen. Aber wenn man den Dreh einmal raus hat, flutscht es danach und man kommt in den Genuss einer wirklich schönen großen vorderen Hosentasche. Die Anleitung ist meiner Meinung nach recht verständlich geschrieben, allerdings nur für diejenigen, die der englischen Sprache mächtig sind. Alternativ steht noch Französisch zur Verfügung.
Die Skinnyjeans von Sewera
Sewera hingegen ist ein deutscher Schnitt mit deutscher Anleitung, genauso ausführlich beschrieben und bebildert. Doch wie der Name der Jeans schon sagt: Es ist eine Skinny Jeans. Eine eng anliegende Jeans, für die es keine alternativen Hosenbeine in weiterer Form gibt. Dafür bietet Sewera verschiedene und interessant gestaltete Bundhöhen an. Die vordere Eingriffstasche ist minimal kleiner, ließe sich aber bei Bedarf mit etwas Geschick vergrößern. Während ich bei der Ginger Jeans keinerlei Probleme mit dem Einnähen des Reißverschluss hatte, musste ich bei Sewera ein wenig kämpfen. Sie hat in ihrem Schnitt einen seperaten Beleg, der an die vordere Mitte angenäht wird. Das ist absolut kein Nachteil, nur bin ich angeschnitte Belege gewohnt und tue mich schwer, mich von dieser liebgewonnen Version zu trennen. Nach dem ersten Versuch mit einer Shorts, habe ich am Ende den Beleg ans Schnittmuster geklebt und konnte wieder wie gewohnt mit dem Einnähen des Reißverschlusses fortfahren. Die Skinnyjeans bietet im Schnitt keine 5. Tasche vorne, was ich jetzt nicht so schlimm finde. Immerhin habe ich beide Schnitte und kann mir auch hier eine 5. Tasche machen.
Unablässig für einen guten Sitz der Hose ist aber ein Passformcheck, auf den im Schnittmuster von Sewera hingewiesen wird. Sie zeigt vorweg in Bildern, wie und wo man seine Maße nimmt und empfiehlt, alle wichtigen Nähte der Jeans erstmal zu heften, um eventuell nötige Änderungen vorzunehmen. Diese Mehrarbeit lohnt sich sehr.
Man merkt auf jeden Fall, dass beide Schnitte von Profis konstruiert wurden, was für eine gut sitzende Jeans absolut wichtig ist.
Da ich schon häufiger Hosen genäht habe, bei denen ich letztlich immer meinen letzten Kampf am Bund hatte, fiel mir bei beiden Schnitten sehr positiv auf, dass er grundsätzlich erstmal länger zugeschnitten wird, um ihn dann individuell anzupassen. Nichts ist ärgerlicher, als einen Bund an die Hose zu nähen, an dem am Ende ein Stück fehlt, weil man sich spätestens beim Untertritt des Reißverschlusses vertan hat.
Fazit
Beide Schnitte sind empfehlenswert für diejenigen, die eine enge Jeans haben möchten. Sicherlich könnte man die Hosenbeine der Skinnyjeans nach unten in der Weite anpassen, was ich noch nicht versucht habe, weil ich momentan einfach auf die schmale Hosenform stehe. Die Ginger Jeans ist eben nur in englischer oder französischer Anleitung zu haben. Für Anfänger werden da die Bilder allein nicht ausreichen. Der Schwierigkeitsgrad ist bei beiden Jeans gleich, Sewera bietet aber zusätzlich eine schöne Anleitung für die Anpassungen.
Wem weder die Ginger noch die Skinny Jeans zusagt, findet mittlerweile auch tolle Anleitungen und Schnitte bei anderen Schnitterstellern. So hat Kira von “The Couture” einen ganzen Jeans Workshop herausgebracht, der auch Videoanleitungen enthält. Getestet habe ich ihn nicht, bin mir aber ziemlich sicher, dass das gesamte Paket gerade für Anfänger sehr empfehlenswert ist. Zuletzt sah ich eine Jeans von Butterick, die auch sehr gut aussah. Ich bleibe allerdings erstmal bei meinen beiden Schnitten und kann nach und nach meine gekauften Jeans ersetzen und muss in Läden nicht mehr auf die Suche nach ausreichend langen Hosenbeinen gehen.
Stoffempfehlung und Besonderheiten
Bei der Stoffwahl empfehle ich Euch auf jeden Fall ein Material mit Stretchanteil. Achtet dabei bei dem Zuschnitt, in welche Richtung das Material dehnbar ist. Den Bengaline habe ich z.B. quer zum üblichen Fadenlauf zugeschnitten. Die meisten Denimstoffe sind allerdings querelastisch.
Noch ein Hinweis zur vorderen Eingriffstasche bei dehnbarem Material: Ihr solltet auf die Innenseite der vorderen Eingriffstasche einen Vliesstreifen aufbügeln, weil sie sonst nach der Zeit ausleiert. Der Hinweis fehlte mir insbesondere bei der Ginger Jeans, die überall Vliesstreifen verlangt, nur da genau nicht.
Wer sich jetzt noch immer nicht an eine Jeans wagt, dem empfehle ich einen günstigen Hosenstoff zu kaufen und es einfach mal zu probieren. Ich glaube, der Respekt vor Jeans kommt vorwiegend davon, dass die gekauften diesen gewissen Look haben, den man aber ganz einfach durch das doppelte Absteppen der Nähte gut hin bekommt. Und wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr mir gern einen Kommentar hinterlassen oder mich bei Instagram und Facebook direkt anschreiben.
Die Fakten
Schnitte: Ginger Jeans von Closet Case Patterns, Skinny Jeans von Sewera Fashion
Stoffe: Dunkelblauer Denim, Driessen Stoffe; Hell gemusterter Stoff, Milliblus bezogen durch Nähmaschinen Mehringer; Lederjerseyimitat, by-mami; brauner Bengalinestretch, Stoffe.de
In den Nebenrollen: Weiße Off-Shoulder Bluse , Fashionmakery; Samtshirt, Frau Liese von Fritzi Schnittreif; Leinenbluse mit Schriftdruck, Schnittvision; Rosa Pullover, Artemis von Lasari; kariertes Holzfällerhemd, Rosa von Tilly and the Buttons, Rollkragenpullover, La Maison Victor.
Ich wünsche Euch einen sonnigen Märzanfang. Bevor wir uns versehen – Rums wird es wärmer.
Deine Hosen sind allesamt richtig Klasse. Ich habe glaube ich die Skinny Jeans von Sewera gefühlt schon zwei Jahre hier liegen und bin einfach noch nicht dazu gekommen 🙁 Irgendwie drücke ich mich immer darum, weil ich weiß, manche Stellen sind tricky. Na wer weiß, vielleicht konntest du mich jetzt motivieren, mal endlich anzufangen.
LG Katrin
Liebe Katrin,
ich würde mich sehr freuen, wenn ich Dich motiviert habe. Ich glaube, „tricky“ ist für viele der Reissverschluss. Da habe ich vor einigen Jahren mal ein Video auf youtube gefunden, was mir persönlich sehr half. Daher rührt auch meine Vorliebe für angeschnittene Belege 😉 – never change a running system. Wie schon im Blog geschrieben; teste es doch erstmal mit einem günstigen Stoff, hefte die Nähte mit der größten Stichlänge zusammen und schaue, ob alles passt. Ich drück‘ Dir die Daumen.
Liebe Grüße,
Julia
Deine Hosen sehen wirklich toll aus. Irgendwie hab ich bei fertigen Schnittmustern von Hosen Angst, dass sie dann nachher nicht passen könnte. Ich nähe meine Hosen daher nach den Onlinekursen von Kaidso. In den Video-Kursen werden auch die unterschiedlichsten Taschen, Beinformen etc. vorgestellt und man erstellt den Schnitt komplett nach den eigenen Maßen. Etwas ähnliches hab ich auch schon bei den Videokursen von Makerist gesichtet. Nur falls du noch mehr Schnitte testen willst 😉
Liebe Annika,
vielen Dank 💖 Kaidso habe ich noch nicht probiert, aber schon viel davon gehört bzw. gelesen. Meine ersten „Maßhosen“ habe ich von Schnittvision genäht. In den alten Kollektionen konnte man seine Maße angeben und dann wurde der Schnitt dementsprechend ausgedruckt. Die Anleitung hingegen fand ich für mich zwar okay, ist aber für Anfänger etwas schwierig. Mal schauen, wie weit mein Experimentiergeist mich noch führt.
Liebe Grüße,
Julia
Liebe Julia,
das sind alles klasse Hosen! Sie stehen dir fantastisch! Ich verkneife mir meinen obligatorischen Spruch…. obwohl… neee DIESE BEINE!!!! 😉
Auch die Oberteile sehen toll dazu aus. Du hast mich wieder an die Bluse von Fashionmakery erinnert… diesen Sommer schaffe ich es hoffentlich zu nähen! Die Bluse sieht so toll aus!
Es gibt die Ginger Jeans übringens auch als Mid-Rise.(Skinny und gerade) Die habe ich hier liegen. 🙂
Ich finde deinen Vergleich sehr gut, da ich ja im Moment auch auf Hosen-Suche bin… nur die Zeit fehlt mir momentan. Die Skinnyjeans hatte ich auch ins Auge gefasst, mich aber dann doch erstmal für die Ginger entschieden.
Ich hab da ja auch etwas Respekt vor. Das liegt aber nicht an dem Nähen selber, sondern an der Tatsache, dass die Hose (wahrscheinlich sehr) angepasst werden muss.
Ich habe inzwischen meine Sasha fast fertig. Reißverschluss, Taschen & Co waren kein Problem, da gibt es ja zur Not auch Tutorials auf der Seite. Richtig toll finde ich das Tutorial fürs Fitting! Das hilft wirklich, wobei die Sasha schon sehr gut ohne Anpassungen sitzt. Leider hatte ich nicht genug Stoff für eine lange, sodass ich die 7/8Version genäht habe… das ist für kleine Frauen ja eher doof. Naja mal schauen.
Was mir bei den meisten deutschen Schnittmustern auffällt ist, dass es häufig nur Designbeispiele mit sehr schlanken Frauen gibt und oft stehen die auch Breitbeinig und mit Highheels. Das ist zwar per se nicht schlimm und sieht natürlich klasse aus, aber wie die Hose normal sitzt sieht man dann eher nicht. Deshalb finde ich deine vielen Posen großartig! ♥
okay… ich höre dann mal wieder auf… ist ja schon wieder ein Roman. Sorry… 🙂
Fühl dich gedrückt! ♥ Ich freue mich auf deinen Besuch bei deinem Sohn! 😉
Liebe Grüße
Jenni
Was für eine schöne Übersicht über die beiden Schnitte, herzlichen Dank dafür! Mich würde interessieren, worauf man bei dem Stoff achten muss, dass dieser nicht “nach ein paar mal hinsetzen” ausleiert und an den Beinen schlabbert. Bei manchen gekauften, eigentlich Skinny Hosen ist das sehr ärgerlich. Vielleicht hast du hierzu einen Tipp?
Liebe Sabrina,
mein Jeansstoff besteht zu 48% Baumwolle, 48% Polyester und 4% Elastan und er leiert nicht. Er weitet sich geringfügig, was man aber nicht sieht. Gutnistbes, wenn Du ihn vorher einmal wäschst und die Jeans dann so anpasst, dass sie gut sitzt, bzw. schön eng anliegt. Wählst Du beispielsweise einen Bengaline-Stretch hast Du gar kein Thema mit ausleiern. Der sitzt perfekt, ist aber eben kein Denim. Soviel kann ich Dir zu meiner Erfahrung mit den Stoffen sagen. Vielleicht konnte ich Dir damit helfen.
Liebe Grüße,
Julia