Mit Umeko in der Fashion Revolution Week

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Fashion Revolution

Vor 5 Jahren stürzte in Bangladesh ein Gebäude ein, in dem neben einer Bank und Geschäften auch diverse Textilfabriken untergebracht waren. Am Tag zuvor waren Risse im Gebäude bemerkt worden und es wurde von der Polizei gesperrt. Dennoch befanden sich zum Zeitpunkt des Einsturzes mehr als 3000 Menschen im Rana Plaza. Die Betreiber der Textilunternehmen hatten ihre Angestellten trotz des gesperrten Gebäudes und der Gefahr, die davon ausging, zur Arbeit gezwungen. Es starben 1135 Menschen  und 2438 wurden verletzt. Die Kritik und Proteste, die damals endlich laut wurden, richteten sich an die vielen Bekleidungsunternehmen. Doch nicht nur die Billigketten lassen dort zu Gehältern weit unter dem Mindestlohn unter katastrophalen Bedingungen ihre Kleidung fertigen – es sind auch oftmals teure Designerlabels. Und während wir heutzutage in günstigen Klamotten bessere Konditionen für unser Arbeitsleben fordern, hat sich in der Bekleidungsindustrie in den sogenannten Drittstaaten wenig geändert.

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Ist Boykott die Lösung?

Was würde ein Boykott dieser Marken bewirken? Letztlich nichts Gutes, denn viele der Näherinnen in den Fabriken sind froh, überhaupt einen Job zu haben. Letztes Jahr hörte ich dazu einen Beitrag im Deutschlandfunk. In einem Interview bat die befragte Näherin ausdrücklich um keinen Boykott, weil so viele Menschen z.B. in Bangladesh von der Arbeit abhängig sind.  Das Problem ist sehr vielschichtig und es gibt bzw. gab diverse Dokumentationen zu dem Thema (meist spät abends – wie immer). Übrigens beschränkt sich diese Situation nicht nur auf die Bekleidungsindustrie – sie ist fast überall. Ob Ausbeutung der Arbeitskräfte und/oder der Natur. Unser Wohlstand, auf den wir oft so stolz sind, wird auf dem Rücken ärmerer Länder ausgetragen.

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Ich bin Teil des Systems

Ich bin ein Teil davon, allein schon deshalb, weil ich ein kleiner Elektronikfreak bin und gern ein schickes Smartphone, Tablet und einen Laptop habe. Ich trage Schuhe, die wahrscheinlich unter katastrophalen Bedingungen hergestellt wurden. Ich esse manchmal Fleisch von Tieren aus Massentierhaltung, kaufe Gemüse im Supermarkt das aus fernen Ländern importiert wurde und in Plastik verpackt ist. Tatsächlich kann ich mir vieles nicht leisten, was unter moralischen und ökologischen Gesichtspunkten besser wäre. Aber manchmal will ich auch einfach ein bestimmtes Produkt haben, weil es mir gefällt. Mein Gewissen beruhige ich dann mit dem Wissen, zumindest ein bisschen was zu tun, in dem ich z.B. seit einigen Jahren Naturstrom von einem Unternehmen beziehe, dass nicht an die großen Stromgesellschaften angeschlossen ist. Am Ende muss man abwägen. Ich schaffe es nur selten konsequent, aber ich versuche es.

Seit gut einem Jahr nähe ich meine Kleidung selbst und habe mir außer einer Winterjacke, für die ich noch ein Gutschein hatte, nichts mehr gekauft. Seit kurzem nähe ich auch Unterwäsche und Badebekleidung. Dabei stelle ich mir manchmal die Frage, wo und wie die Stoffe produziert wurden, denn auch hier gibt es Unterschiede. Ich kann mir oft nicht die in Deutschland mit Öko-Tex Zertifikat hergestellten Stoffe leisten. Vor kurzem kaufte ich einen günstigen Stoff über einen Händler in Holland. Leider riecht das Teil nach ausgiebigen Lüften und Waschen noch immer fürchterlich nach Chemie. Was letztlich drin steckt, wo der Stoff herkommt – ich weiß es nicht.

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David gegen Goliath

Der Wunsch nach einer besseren Umwelt kommt mir manchmal wie ein Kampf zwischen David und Goliath vor. Wir kaufen Energiesparlampen, achten auf A++ Geräte im Haushalt, fahren Fahrrad anstatt Auto, buchen vielleicht einen Urlaub im Inland anstatt mit dem Flieger in ferne Regionen zu fliegen. Und was macht die Industrie? Sie tut so, als hätten wir eine nimmer endende Quelle der Resourcen. Allein in Deutschland wird Bauxit aus brasilianischen Regenwäldern, die vorher abgeholzt wurden, zu Aluminium verarbeitet, dessen täglicher Stromverbrauch dem Jahresdurchschnitt einer mittelgroßen deutschen Stadt entspricht.

Es gibt viele Bereiche im täglichen Leben, wo wir durch unser konsumverhalten Druck ausüben könnten. Aber alles hat seine Auswirkungen. Ein Verzicht auf im Ausland produzierter Kleidung könnte für viele Menschen dort ein Verlust der Arbeitsstelle sein. Was aber wäre, wenn die Textilunternehmen dafür sorgen würden, dass die Arbeitsbedingungen und der Lohn angemessen wären? Was wäre dafür nötig?

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Die globalisierte Welt ist ein fragiles Konstrukt. Längst haben wir begriffen, dass wirtschaftliche Interessen an erster Stelle stehen. Sei es Fukushima, der Tsunami 2004 im indischen Ozean oder jedes andere große Unglück – kaum sind die Berichte im Fernsehen, reagiert schon die Börse. Konsumieren wir nicht, bricht unsere heimische Wirtschaft ein. Um den Klimawandel zu stoppen, werden in tagelangen Verhandlungen um Emissionswerte gefeilscht. Am Ende bestreitet mancher, dass es den Klimawandel überhaupt gibt.

Ich könnte noch so viel zu dem Thema schreiben. Aber letztlich geht es mir hier um eine wichtige Sache: Sich der Problematik bewusst zu sein. Sich selbst immer wieder zu hinterfragen, ob man nicht etwas in seinem Leben verändern oder einschränken kann. Als bekennende Stoffsüchtige sollte ich beispielsweise weniger Material kaufen. Vielleicht auch Besseres und fair produziertes. Aber in einem Probenähen, wo der Schnitt noch getestet wird, kann ich es mir nun einmal nicht leisten, Stoff zu vernähen, der pro Meter um die 15 – 20 Euro kostet. Da greife ich zu den günstigen Alternativen. Aber genau hier würde ich mir auch mehr Transparenz in der Lieferkette der Stoffe wünschen.

Kapitulation bei der Überleitung

Wie ich jetzt einen Bogen zum Probenähen bekomme? Ich habe einige Anläufe genommen, aber es gelingt mir nicht, weshalb ich hier einfach ganz knallhart einen Themenwechsel mache.

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Umeko_B

Als ich für Ingrid von B-Patterns zum ersten mal zur Probe nähte, griff ich für meine ersten beiden Umekos zu günstigen Stoffen. Der blaue Jersey enthält mit Sicherheit nicht nur Baumwolle und der rote, dickere Wollstoff mit Elasthananteil ist – wie oben beschrieben – geruchsmäßig ein kleines Chemielabor. Wäre der Geruch nicht so unangenehm, hätte ich diese Umeko schon ganz viel getragen. Da Ingrid ihr Handwerk aber gut beherrscht, hätte ich durchaus zu einem teureren Stoff greifen können. Spätestens nach der ersten Umeko.

Mich hat der Schnitt insofern begeistert, als das diese Bluse unglaublich bequem ist. Viele Jahre habe ich so gut wie nie Blusen getragen. Und wenn, dann nur für Termine außer Haus. Kaum zu Hause, habe ich mich als erstes wieder in bequeme Klamotten geworfen. Umeko ziehe ich aber tatsächlich gern zu Hause an. Das liegt vor allem daran, dass sie aus dehnbarem Material genäht wird. Der Schnitt engt nicht ein, macht jede Bewegung mit und sieht dennoch toll und gut aus. Auch als leichte Jacke hat sie sich an den ersten lauen Abenden bewährt.

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Ich nähe ja bereits schon viele Jahre, noch zu Zeiten, wo es neben Burda so gut wie keine Alternativen gab. Mit dem Aufkommen von Ebooks und PDF Schnitten hat sich viel gewandelt. Nicht nur sind sie sofort als Download verfügbar und erklären die einzelnen Nähschritte, sie bieten vorallem sehr oft sehr viele Variationen an und so kann man aus einem Schnitt viele verschiedene Kleidungsstücke herstellen. Auch das ist eine gewisse Nachhaltigkeit. Umeko kommt als Bluse mit oder ohne Quetschfalte am Rücken. Sie bietet verschiedene Ärmellängen und 2 Manschettenvarianten. Die Vordertaschen sind optional und auch die Knöpfe können wahlweise als Druckknöpfe verarbeitet werden oder in der klassischen Art mit Knopf und Knopfloch. Ich hatte mich für die klassische Variante entschieden, weil ich mit Druckknöpfen nicht so gut zurecht komme. Anbringen kann ich sie zwar, aber irgendwie bin ich beim Aufknöpfen zu radikal, sodass es den einen oder anderen Druckknopf schon mal aus dem Stoff gerissen hat.

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Für mich persönlich ist das Design des Kragens ein ganz besonderes Highlight, dass definitiv eine Abwechslung zu den herkömmlichen Kragenvarianten bietet.

Gern hätte ich Euch an dieser Stelle noch eine Kurzarmbluse gezeigt, aber dazu bin ich nicht mehr gekommen. Sobald ich das nachgeholt habe, werde ich sie Euch bestimmt an dieser Stelle zeigen.

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Mit diesem wortreichen Beitrag verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch eine schöne Restwoche.

Die Fakten:

Schnitt: Umeko_B von B-Patterns. Preis: €6,90

Stoffe: blauer Jersey und elastischer Wollstoff, Driessenstoffen

Die Fotos im ersten Teil des Textes sind einige Kleidungsstücke, die ich letztes Jahr genäht und bereits dieses Jahr schon wieder tragen konnte bzw. das ganze Jahr über getragen habe.

Informationen zur Fashion Revolution: Fashionrevolution.org

Verlinkt bei Rums

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2 Kommentare

  1. Aus den oben beschriebenen Fakten habe ich mich damals entschlossen, anzufangen für mich zu nähen. Mich macht es traurig wenn ich davon lese wie schlecht es den Menschen mit ihren miesen Arbeitsbedingungen geht und schäme mich ein Stück weit dazu, durch meinen Lebensstil dafür mit verantwortlich zu sein. Ich stimme dir zu wenn du schreibst, dass die Alternativen vielleicht auch Nachteile mit sich bringen. Da muss man am Ende abwägen, welches schlechte man eher ertragen kann, solange es keine bessere Lösung gibt. Ich schätze das ist unvermeidbar. Wir verbrauchen Ressourcen wenn wir leben und wir schaden dabei auch anderen. Dabei kann nicht eine Person die gesamte Welt verändern. Indem aber jeder etwas dazu beiträgt und sei es nur ein oder zweimal in der Woche können wir versuchen, so wenig Schäden wie möglich zu verursachen und so wenig Ressourcen wie möglich zu verbrauchen. Das ist ein guter Anfang und kann viel bewirken. Bei dir ist es, dass du selber nähst und dadurch die schlechten Arbeitsbedingungen in den Nähereien nicht unterstützt, auch wenn du weniger Einfluss durch das Stoffe kaufen nimmst. Eben da alles über die Wirtschaft gesteuert wird, haben wir doch gleichzeitig das Werkzeug in die Hand gelegt bekommen, um die Wirtschaft zu beeinflussen: unser Konsumverhalten. Wir müssen es nur einsetzen. (Ich denke dabei an meinen Vater, der ein sehr belesener Mann ist. Wenn es jedoch um ökologische Aspekte geht, sagt er meistens, dass es sich ja nicht lohne, als private Person sein Leben zu verändern, da er alleine nichts bewirken könne, auch wenn er alle Gründe kennt, warum sich was ändern sollte. Ich denke dieses Denken geht in die falsche Richtung). Ich finde es super, dass du diesen Artikel geschrieben hast, wie man hier an meinem Roman merken kann. 😊
    Deine Werke sind um hier jetzt auch mal einen krassen Umbruch zu machen, einfach wundervoll geworden. 🙂
    Liebe Grüße,
    Sarah

    • Liebe Sarah, erstmal vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ja, am Ende kann jeder Einzelne allein nicht viel bewegen, aber man am Ende zusammen etwas erreichen. Es sind tatsächlich die kleinen Schritte, die zählen. Und es ist doch schon ein Fortschritt, wenn wir uns Gedanken machen, wie etwas hergestellt wurde und dann die Wahl haben. Wieviele Menschen tun das nicht? Und ja, manchmal entscheidet man ganz egoistisch, weil es gerade passt oder glücklich macht. Selbst ein Stück Schokolade von gewissen Herstellern kann einem im Hals stecken bleiben, wenn man weiss, wie der Kakao dafür geerntet wurde. Wir können de „Großen“ eben nur immer wieder dazu auffordern, transparent und fair herzustellen.
      Ganz liebe Grüße,
      Julia

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