[unbeauftragte Werbung/Designnähen]
Vor der Odyssee
Mitte/Ende Juli, tagsüber durchgehend über 30 Grad und ich kann mir bei Schnittmuster Berlin aus der Winterkollketion, den P-Schnitten, heraussuchen was ich will. Winterkollektion im Sommer – zum ersten Mal erlebe ich bewußt dieses versetzte Nähen für die unterschiedlichen Jahreszeiten. Als absolute Sommerliebhaberin erschreckt mich bei dem ersten Sichten der Schnitte die Stoffempfehlung von Strick und Wolle. Und weil ich im Sommer eigentlich ausschließlich kurz trage (1. Shorts, 2. Kleider, 3. Röcke) kann ich erstmal gar nicht an lange Hosen denken.
Tatsächlich denke ich mir immer: Die meiste Zeit des Jahres trage ich lange Hosen, da muss im Sommer Abwechslung rein und bei den ersten frühlingshaften Temperaturen werden die meisten meiner langen Hosen, inkl. Jeans radikal in die Sommerpause geschickt.
Nun weiß ich allerdings aus 53-jähriger Erfahrung, dass – und man darf jetzt staunen!!! – der Sommer bisher immer dem Herbst weichen musste. Die Chancen, dass es dieses Jahr anders wäre liegen bei ca. 0%. Grund genug, mich doch mal mit dem Thema ‚lange Hose‘ auseinanderzusetzen.
Als ich mal wieder in einem Onlineshop nach Inspirationen suchte, erspähte ich ein Outfit, bestehend aus einem Kapuzenpulli und einer bequemen Hose. Den Pulli hatte ich schnell genäht, zumal Pepelinchen in Ihrem Shop auch den passenden Stoff hatte (Blogpost zum Pulli folgt nächste Woche wenn die neue Kollektion von Schnittgeflüster veröffentlicht wird).
Für die Hose hatte ich anfangs die Juniper von Anniways Schnittmuster vorgesehen, doch dann fiel mir wieder Schnittmuster Berlin ein. Ihre Hose Penelope ist für mich die verbesserte Juniper, weil sie ganz ohne Bundfalten auskommt. Ich war noch nie ein großer Fan von Bundfalten, weil man im Sitzen immer einen Bauch wie ein aufgeplustertes Federvieh hat. Penelope macht aber nicht nur im Sitzen eine gute Figur, man kann auch toll darin stehen… und mit dem Gummizug am Bund, ist sie wunderbar bequem, ohne dass sie wie eine Jogginghose wirkt.
Die Odyssee
Tatsächlich bin ich in ein wahres Penelope-Fieber geraten. Nach der ersten folgte schnell Nr. 2 und 3. und da ich mittlerweile den Schnitt gut kannte, folgte Nr. 4. In allen möglichen Stoffen sah ich eine zukünftige Penelope. So wurde am Montag ein schöner blau/gelb gestreifter Twill, den ich beim Pre-Opening von Stoff und Stil, Rhein/Main kaufte, zur 5. Penelope.
Und Penelope 6 war bereits in Planung, weil ich nach der Fertigstellung von 5 merkte, dass ich zum falschen Streifenstoff gegriffen hatte. Falsch im Sinne von Muster. Am Dienstag hatte ich die Hose an und schnitt ein Kleid zu. Bücken, aufstehen, hinsetzen, anprobieren, wieder hinsetzen und nähen…. Ihr kennt den Ablauf. Als ich dann auf Toilette sass (keine Angst, es wird jetzt nicht ekelig….) konnte ich überraschenderweise durch die an meinen Knöcheln sitzende Hose den Fußboden sehen. So war das nicht gedacht!
Tatsächlich war die hintere Mittelnaht, obwohl mit 4 Faden-Sicherheitsnaht plus zusätzlicher Steppnaht, fast die gesamte Länge über aufgerissen und es lag nicht daran, dass sie dort zu eng war.
Der wunderbare Blumenstoff von Siebenblau ist nämlich nicht gerissen. Die anderen übrigens auch nicht. Also gehe ich mal davon aus, dass es nicht an meiner körpereigenen, rückwärtigen Sitzfläche liegt, sondern schlichtweg am Stoff.
So kann ich nur 4 anstatt 5 Penelopes zeigen.
Bildungsecke
Das Schnittmuster Berlin sich bei dem Namen „Pony Hütchen“ etwas gedacht hatte, konntet ihr ja schon hier lesen. Neugierig wie ich bin, gab ich den Namen Penelope bei Google ein und fand heraus, dass Penelope eine spartanische Prinzessin war und Ehegattin von Odysseus. Und ihr Name setzt sich laut Wikipedia möglicherweise aus den griechischen Wörtern für Gewebe und abreißen, abschälen zusammen.
….
Hat der Streifenstoff den Schnittmusternamen am Ende zu wörtlich genommen? Hatte ich es hier mit einem „Bildungsstoff“ zutun? Und sind die anderen Stoffe nun bildungsfern oder gar bildungsfrei?
Ganz ehrlich, ich trage lieber einen ungebildeten Stoff als einen gebildeten, der nach einem Tag reißt. Vielleicht sind sie aber auch eingebildet, weil sie sich als spartanische Prinzessinnen fühlen.
Das Zeug zur Prinzessin unter den Hosenschnitten hat Penelope auf jeden Fall. Sie ist schnell genäht, dank der Anleitung auch für nicht ganz blutige Anfängerinnen geeignet. Sie ist bequem zu tragen, hat (für mich essentiell wichtig) Vorder- und Hintertaschen und kann je nach Stoffwahl elegant, lässig, bürotauglich, sommerlich, herbstlich, stadtfein, sofatauglich und alltagsgeeignet sein. Was will man mehr?
Moment, ich will noch mehr. Ich hätte ja beinahe eine penelopische Hose vergessen. Den Schnitt nahm ich nämlich auch als Grundlage für eine Wickelhose. Da fehlen natürlich sämtliche Taschen und das Gummibündchen, dafür kann man fleißig wickeln und knoten.
Übrigens habe ich den dazugehörigen Streifen, der im Moment ganz stark angesagt ist, nur bei einer Hose eingenäht. Der Streifen wird nicht nachträglich auf die Naht gesetzt sondern ist Teil der Seitennaht. Man braucht also nicht zwangsläufig Ripsbänder & Co., sondern es reicht schon ein Kontraststoff.
Die Fakten
Schnitt: Penelope von Schnittmuster Berlin, als Papierschnitt oder Download Ebook.
Material: Blauer Blumenstoff von Siebenblau, der mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde, bunter Streiffenstoff von Stoff und Stil, blauer/schwarzer Leostoff von Michas Stoffecke, blau/weiss gestreifer Stoff von…. eben!
Verlinkungen: Du für Dich am Donnerstag, Sewlala, Freutag