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2 Kleider von The Couture
Letzte Woche hatte ich plötzlich das dringende Bedürfnis für den Herbst ein schönes Kleid aus fließender Viskose zu haben. Nach einigem Suchen stieß ich auf die Kleider Isabelle und Estelle von The Couture. Beide hatte ich schon öfter bei anderen gesehen, fand sie immer toll, zog sie aber nie für mich in Erwägung.
Ich brauche Abwechslung
“Finde Deinen Stil” und “Capsule Wardrobe” sind zwei Begriffe, die mir in letzter Zeit immer wieder begegnen und ich lese gern darüber. Tatsächlich ist das für mich aber zur Zeit nicht interessant. Wenn es um meinen Stil geht, so könnte ich ihn kurz und knapp mit “Abwechslung” bezeichnen. Von schlichten, gedeckten Farben bis zu knallig bunt – von schlichten Schnitten zu Rüschen und Volants. Bei mir kommt es sehr auf meine Laune an und die kann sich innerhalb eines Tag auch mal ändern.
Isabelle oder Estelle – welches von beiden mache ich denn nun… mir gefielen beide. Kaftankleid Estelle mit einem Bindegürtel und Isabelle mit dem Taillengummi und Rüschenkragen. Mein Vorrat an fließender Viskose erleichterte mir die Auswahl – ich nahm beide Schnitte.
Viel änderte ich an beiden Schnitten nicht. Estelle bekam lediglich längere Ärmel mit Gummiband und Isabelle kürzte ich um einige Zentimeter und ließ den Rüschensaum weg.
Beide Kleider eignen sich toll für die kühlere Jahreszeit, wenn man sie mit einem T-Shirt oder Rolli drunter und Stiefeln kombiniert. Mein einziger kleiner Fehler war, dass ich für Isabelle keinen durchgefärbten Stoff genommen habe und bei einer Windböe schon mal das Weiß der Unterseite durchblitzen kann.
Meinem Partner zeigte ich, wie immer, voller Stolz meine Kleider und er schaute sich jedes eine Weile mit unveränderter Mine, seinem typisch kritischen Blick an, auf den dann meist ein “Toll”, “Super” oder auch “das gefällt mir richtig gut” kommt. Ganz, ganz selten und eigentlich zuletzt bei meinem Jumpsuit kam ein “ist nicht mein Fall!”. Diesmal bekam ich es zweimal hintereinander. Scheinbar liegt es wohl an den Blumenmuster der Stoffe. Auf Instagram hingegen bekam ich sehr viele Herzchen und positive Kommentare.
Und nun?
Nun muss er da durch, was sich mehr als Quälerei anhört, als es tatsächlich ist. Denn tatsächlich macht es ihm nichts aus, wenn ich Kleidung trage, die ihm nicht gefällt, genauso wenig, wie es mir etwas ausmacht, wenn er Sachen trägt, die mir nicht so gefallen. Wir sind eben mehr, als das was wir tragen. Und das betrifft nicht nur meinen Partner und mich, sondern alle. Wir sind mehr, als die Figur, die wir haben und mehr, als die Religion, Hautfarbe, Geschlechtszugehörigkeit, Rasse oder Herkunft.
Ich schreibe diese Sätze mal wieder, weil bei uns bald wieder Wahlen anstehen und mich die unglaublich vielen Plakate der Parteien so unglaublich wütend machen, die darauf gegen Flüchtlinge, Menschen, die anders aussehen, einen anderen Glauben haben usw. für sich werben. Noch wütender bin ich darüber, dass diese Parteien noch immer Zulauf haben und mittlerweile im Parlament sitzen. Immer wieder hört man Menschen, die meinen, “die Flüchtlinge bekommen alles hinterhergeworfen”. Diese Stimmen waren aber stumm, als diverse Banken bei der Finanzkrise mit Steuergeldern gerettet wurden.
Wir zahlen dafür noch immer und noch schlimmer – die Banken machen weiter wie bisher. Die nächste Krise wird kommen.
Einmal tief durchatmen!
Ich möchte hier meine beiden Kleider zeigen. Ich möchte aber auch manchmal meine Meinung hier schreiben. Toleranz und Respekt – ob für Kleidung oder andere Menschen ist etwas, an dem ich für meinen Teil immer arbeiten möchte. Ich bin nicht frei von Vorurteilen, aber ich kann daran arbeiten, sie mehr und mehr abzulegen. Ich kann meine spontanen Gedanken überprüfen und schauen, woher sie kommen. Mit meinen fast 54 Jahren bin ich eine Ansammlung von Erfahrungen, guten und schlechten. Ein kleines aber bedeutsames Detail ist eben auch, dass ich anziehen kann, was ich will. Das hat mir mein Partner beigebracht. Da musste ich erst so alte werden, um das zu verstehen. Aber egal, wie alt man ist – man kann immer dazulernen.
Mit diesem angerissen Thema, dass ich noch viel weiter ausschöpfen könnte, wünsche ich Euch einen schönen Mittwoch und gleichzeitig Feiertag.
Die Fakten:
Schnitte: Kleid Isabelle und Kaftankleid Estelle (als Download oder Papierschnittmuster) von The Couture
Material: Kleid Isabelle ist aus einem Viskosestoff von Stoff&Stil, Estelle meine Erstebestellung bei Der Stoffhändler.
Zwei ganz wunderbare KLeider, vor allem das dunkle gefällt mir sehr, so ein toller Stoff und der hohe Schlitz ist raffiniert! Vielen Dank für Deine GEdanken zur Toleranz, das unterschreibe ich 100%. LG Kuestensocke
Die Kleider finde ich super und ebenfalls die Worte dazu! Liebe grüße Susi
Ganz lieben Dank 😘
Deine Kleider sind richtig toll geworden und ich muss ehrlich sagen, ich habe aktuell auch das Bedürfnis solche Kleider zu nähen 🙂 Für den Herbst stelle ich mir da direkt Strumpfhose, Stiefeletten und einen kuscheligen Cardigan drüber vor. Sehr schön!
Liebe Grüße
Jenny
Liebe Jenny,
genau dieses Styling schwebt mir auch vor, bin aber nicht dazu gekommen, es zu fotografieren. Aber vielleicht hole ich es nach. Ich hatte noch eine schöne warme Weste im Kopf.
Liebe Grüße,
Julia
Liebe Julia,
ich habe dich beim memadeMittwoch entdeckt und bin gleich mal hängen geblieben.
Zwei tolle Kleider hast du dir genäht. Das blaue gefällt mir an dir besser – aber wie du schon schreibst, jeder hat einen anderen Geschmack. 🙂
Toll finde ich, dass du im gleichen Atemzug mit Nähergebnissen deine politische Meinung äußerst. Liest man auf Nähblogs ja eher selten, aber gegen rechts muss man viel mehr den Mund auf machen! Es ist wirklich erschreckend in welche Richtung das zur Zeit in Deutschland driftet.
Liebe Grüße von Inge
Liebe Inge,
ich freue ich sehr über Deinen Kommentar und das Du meine vielleicht ungewöhnliche Verbindung zwischen Nähen und anderen Themen schätzt. Und besonders gegen diese erschreckende Entwicklung, leider nicht nur in unserem Land, muss man früh genug aufmerksam machen und Stellung beziehen. Vielen Dank, dass Du mir mit Deinen Worten weiter Motivation machst, damit nicht aufzuhören.
Liebe Grüße,
Julia