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Für alle die es eilig haben, gibt es den Text jetzt auch als Audio. Einfach anhören und Bilder gucken. Viel Spaß!
Es ist Sonntag, der 25.08.2019 und ich steige um 10:00 morgens ins Auto. Normalerweise trinke ich sonntags um die Uhrzeit meine 1. oder 2. Kaffee im Bett, aber ich muss ins Café Jenefea, im hessischen Langen. Das Navi ist programmiert und das Auto mit Outfits und Schuhen wurde bereits am Vorabend bestückt. Die Sonne scheint, der Himmel ist tiefblau – und das Thermometer wird alsbald die 30 Grad übersteigen.
Einige Wochen vorher
Ich bekomme eine Anfrage von Manuela, ob ich Lust hätte, vorab einen Rock für die Zeitschrift Fibre Mood zu nähen und damit an einem Videodreh mit sieben anderen Frauen für Fibre Mood im August teilzunehmen. Ein Blick auf meinen Kalender verrät mir, dass alles passen würde und ich sage zu.
Kurz danach erhalte ich den Schnitt: Ein klassischer Jeansrock mit Hintertaschen, Vordertaschen, Reissverschluss und den typischen Ziernähten. Stoff hatte ich zufälligerweise kurz zuvor bestellt und anstatt einer Jeanshose wird der Denim nun ein Rock. Auch gut! Routiniert drucke ich den Schnittt aus, klebe ihn zusammen, greife beherzt zur Schere und schneide brav an der Linie für die Größe 40 entlang. Zuletzt passten alle Schnitte in dieser Größe. Das wird bei Fibre Mood nicht anders sein. Massnehmen wird manchmal überbewertet.
Das Vorderteil bekommt die Taschen, samt Taschenbeutel, einen Reissverschluss und diverse Ziernähte. Dann folgen Hintertaschen – bügeln, Passe an die Hinterteile nähen, Taschen platzieren, Hinterteil zusammennähen, den Schlitz einfügen, alles mit dem Vorderteil zusammennähen und erstmal anprobieren.
Ups, naja… Denim weitet sich bestimmt noch. Ich mach erstmal weiter und fertige Bund und Gürtellaschen. Noch ein Knopfloch und den typischen Jeansknopf. Eigentlich 2. Nummer 1 haue ich erfahrungsgemäß erstmal so schief ein, dass ich ihn von Hand wieder lösen und gleich in den Müll befördern kann. Nummer 2 sieht man zwar die Hammerschläge an, aber er bleibt dran. Fertig!
Nächste Anprobe. Um es positiv auszudrücken… Reissverschluss und Knopf gehen zu. Beim Atmen sollte ich mich allerdings eher auf die beim Pilatestraining erlernte Atmung in die Flanken konzentrieren. Mit einem längeren Oberteil wird es nicht wirklich auffallen und wer weiß… vielleicht nehme ich bis zum Video ja auch noch ab. Der Rock kommt erstmal in den Schrank und mein Gewissen ist beruhigt, weil ich wenigstens schon mal einen Rock für den Videodreh habe.
Das Gewissen ruckelt aber nach einigen Tagen dann doch. Eisschleckend wird mir klar, dass das mit dem Abnehmen so nicht mehr klappen wird und in Gedanken tüftel ich bereits einen Notfallplan aus. Tatsächlich erarbeite ich 2. Plan 1: Ich werde an beiden Seiten einen Streifen einfügen. Plan 2: Ich nähe einfach noch einen – diesmal in der richtigen Größe. Stoff habe ich genug.
Für Rock 2 wähle ich einen roten Jeansstoff vom Vorjahr, der eigentlich – sagen wir es im Chor: „eine Hose werden sollte.“ Den Schnitt nochmal neu ausdrucken? … überfüssig. Ich schaue einfach auf den Schnitt, wie die anderen Größen sich zueinander verhalten und schnipple drauf los. Ich arbeite selten an 2 Projekten gleichzeitig, aber die Frage, ob mein 1. Plan aufgehen würde, macht mich ungeduldig. Streifen an die Seiten einsetzen hatte ich gedanklich am Rock schon 3 x gemacht, es muss jetzt ausprobiert werden. Wieder stehen Entscheidungen an. Aus welchem Stoff die Streifen? Am besten etwas mit Kontrast, damit es nach Absicht und nicht nach Notfall aussieht. Ein Rest Bengaline mit Hahnentrittmuster fällt mir in die Hände und er wird auserkoren, meinen Rock zu retten. Seitennähte inklusive Bund auftrennen, Streifen zuschneiden, einnähen und auf der anderen Seite wiederholen. Anprobe! Passt! Abnehmen kann aufgeschoben werden. Rock 2 passt auch.
Outfit zusammenstellen
Der rote Rock, in kurzer Version und ohne Schlitz, passt hervorragend zur Wickelbluse Wallys, und Fibre Mood wird entzückt sein, wenn ich sie zum Videodreh anziehe. Beim blauen Jeansrock schiebe ich die Entscheidung bis zum Vorabend der Aufnahme. Ich plante, mir in Ruhe alles zusammenzusuchen, bis… ja, bis überraschend Kind 1 mit Freundin kommt und wir alle zusammen essen. Immerhin dachte ich noch an das Einpacken und legte alles, wie zuvor erstmal provisorisch zusammengesucht, ins Auto.
Sonntag
Ich fahre also ein wenig aufgeregt auf der Autobahn, habe schon die Hälfte der 63 km hinter mir, als mir plötzlich der Gedanke kommt, dass ich die Wickelbluse gar nicht eingepackt habe. Und nicht nur die – auch der extra für das Outfit gekaufte Gürtel liegt noch in der Schublade. Umdrehen scheidet aus, ich bin eh knapp in der Zeit. Also nix wie durch, hab ja zum Glück Alternativen eingepackt, die jetzt zur Hauptsache werden.
Dank der Klimaanlage im Auto komme ich gut temperiert im Café Jenefea an und bekomme von der netten Besitzerin, Ilka, erstmal einen Kaffee serviert, während die anderen Teilnehmerinnen schon geschminkt werden. Nach dem letzten Schluck Kaffee habe ich mich aklimatisiert und mir läuft pünktlich zum Schminken der Schweiß über das Gesicht. Na klasse! Ich bin aber in guter Gesellschaft, denn es ist einfach heiß und fast alle schwitzen! Gegen 13:00 kommt das Fibre Mood Team bestehend aus Isabella und ihrem Kameramann. Wir besprechen den Ablauf und wir bekommen die Aufgabe den ganzen Tag zu Lächeln. Lächeln, Lachen, freundlich gucken. Eigentlich nicht schwer, aber habt Ihr mal bemerkt, dass man während eines Gesprächs eben nicht dauernd lächelt, ganz egal, wie nett das Gegenüber und der Gesprächsstoff lustig ist? Man glaubt es kaum, aber dauerhaftes Lächeln ist tatsächlich anstrengend.
Klappe und Action!
Aussenaufnahme: Wir kommen (lächelnd/lachend) am Laden an. Das wiederholen wir mehrfach, weil in der ruhigen Strasse wie auf Befehl Fussgänger und Radfahrer auftauchen. Dazu noch Schattenwurf der Häuser und sowieso muss alles mehr als einmal gedreht werden. Wir sind bester Laune, quasseln und Lachen aber sobald ‚Los geht‘s!‘ gerufen wird, fällt uns kein Gesprächsthema ein… alles weg und wir faseln irgendetwas und Lächeln als wären wir die aufgehende Frühlingssonne höchstpersönlich. Nach den Szenen „Ankunft im Näh-Café“, „Stoffe aussuchen“ und „Wir nähen den Rock Anna“, haben wir die erste Pause und bekommen leckere belegte Brötchen und selbstgebackenen Kuchen serviert. Wasser trinken wir sowieso, weil es eben auch nicht kühler wird. Mittlerweile haben wir einige Stoffballen in Unordnung gestreichelt, Nähgarn in die von Isabella mitgebrachten Janome Nähmaschinen gefädelt, unsere fertigen Röcke nochmals unter die Maschine gelegt und mit Fakestichen malträtiert – lächelnd natürlich. Andere durften ‚so tun als ob Stoff sie abschneiden‘, was erstmal gar nicht so einfach ist. Der richtige Filmwinkel gibt das ‚tun als ob‘ aber nicht preis.
Präsentation der Röcke Anna
Jetzt können wir uns umziehen. Ich vermisse meine Bluse und den Gürtel, freue mich aber, dass ich mich bei der sommerlichen Hitze zu keinem richtigen Herbstoutfit hinreißen ließ. Jetzt noch ein Pullover und ich würde zerfliessen. Die eingepackten langen Stiefel würden jetzt zwar toll zum Rock aussehen, aber ich will den anderen einen penetranten Käsegeruch ersparen.
Wir stehen wieder in Grüppchen, führen Pseudo-Bewunderungsgespräche und Lächeln mittlerweile routiniert sobald die Kamera in unsere Nähe kommt. Nach den Gruppenaufnahmen folgen von jedem noch Einzelaufnahmen in zwei unterschiedlichen Outfits. Zum Abschluß drehen wir eine kleine gemeinsame Laufstegnummer auf der Strasse und sind fertig.
Das Video
Man beachte: Videolänge: 39 Sek. – Drehzeit inkl. Vorbereitung: ca. 5,5 Std.
Die Chance bei einem Videodreh mitzumachen, hat man nicht alle Tage und es hat riesig Spaß gemacht.
Zusätzlich zum ganzen Video findet ihr auf der Seite von Fibre Mood (klick hier) noch einzelne Videos von unseren Röcken (hier ist meins).
Einen weiteren Schnitt aus der Fibre Mood ist hier (Klick!)hier (Klick!) zu sehen.
Ich hoffe Euch hat mein Beitrag auch als Audio Spaß gebracht. Die Qualität der Tonaufnahme ist sicher nicht optimal, aber jeder fängt mal klein an. Wenn Euch dieses Format gefällt, schreibt mir doch bitte einen Kommentar.
Und ich hoffe, oder verspreche, dass der nächste Beitrag kürzer wird.
Die Fakten
Schnitt:
- Rock Anna in der aktuellen Ausgabe von Fibre Mood 6 19 zu kaufen Online oder im Zeitschriftenhandel (hier könnt Ihr Geschäfte in Eurer Nähe finden). Beide Schnitte können auch als PDF einzeln heruntergeladen werden.
Stoff
- Denim aus meinem Stofflager
Verlinkt bei
Hahaha Großartig, liebe Julia! Ich hab mal wieder sehr gelacht… Hach, ich liebe es, wie du schreibst und jetzt auch vorliest.
Das neue Format ist super! Tolle Outfits und klasse Video und so schön ehrlich von dir berichtet. 😉
Lieben Drücker! :-* Jenni
Wenn Du darüber lachst, hat sich der Beitrag definitiv gelohnt, liebe Jenni 💖 Bei mir geht es ja meistens ehrlich zu – allein darin steckt so viel Humorpotential. Dicker Drücker zurück 😘