![]() |
Das Geheimnis – Pastellkreide auf Papier 48 x 36 cm |
Gleichberechtigung reicht nicht
![]() |
Das gebrochene Herz – Pastellkreide auf Papier 40 x 30 cm |
Wir Frauen stehen uns oft selbst oder einander im Weg
Ich bin Mutter von 2 mittlerweile erwachsenen Söhnen. Die längste Zeit, die meine Kinder bei mir wohnten, war ich alleinerziehend. Ich war erzieherisch und finanziell vollkommen allein für meine Söhne verantwortlich, weil sich der Vater von ihnen einige Jahre nach unserer Trennung unbekannt verzog. Das war 1999 und meine Söhne waren 10 und 12. Ich mußte meine Arbeit als selbstständige Übersetzerin aufgeben und mir einen Vollzeitjob in einem Büro suchen. Ich ging oft schon vor den Kindern aus dem Haus und kam abends frühestens um 17:00 Uhr nach Hause. Es war für uns alle eine sehr schwierige Zeit. Die Belastung machte mir sehr zuschaffen, zumal mein jüngster Sohn seit seinem 7. Lebensjahr Diabetiker Typ 1 ist, was mit vielen Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten verbunden war – alles neben meinem Job.
Wenn ich mal um 16.30 Uhr das Büro verließ, weil ich nicht nur um 7.00 Uhr angefangen, sondern auch die Mittagspause durchgearbeitet hatte, musste ich mir von meinem Chef den Kommentar „arbeitest Du nur halbe Tage?“ anhören.
Von Haus war ich stets dazu erzogen worden, nett und freundlich zu sein, schlank und erfolgreich, immer auf das Äußere achtend.
Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich höchstens ein Fünkchen Selbstwertgefühl habe. Sätze wie von meinem Chef damals, setzten mir wirklich zu. Der Druck wurde immer stärker.
Und sobald es Probleme in der Schule mit meinen Söhnen gab, wurde mir von LehrerINNEN vorgehalten, ich wäre eben berufstätig – kein Wunder das es da Probleme gibt. Aber niemand fragte mal an, ob er helfen könnte.
Meine Mutter half mir damals sehr. Ich wohnte da zwar bereits schon in Hessen, aber sie konnte mir die Kinder in den Schulferien abnehmen.
Meine Söhne waren in der Pubertät und keinerlei Betreuungsmöglichkeiten gibt es für Kinder in diesem Alter, es sei denn, man sorgt privat dafür. Dafür fehlte mir allerdings das Geld. Schließlich bekam ich keinen Unterhalt für die Kinder. Beim Jugendamt konnte ich gut 1 Jahr lang einen Unterhaltsvorschuß für den Jüngsten beantragen, aber der fiel weg, als er 12 wurde.
Meine Geschichte ist leider kein Einzelfall und es gibt sicher noch wesentlich schlimmere, aber kann man an diese Biographien eine Messlatte anlegen? Nein. Jede ist für sich genommen schlimm. Sich mit anderen zu vergleichen, die es noch schlimmer getroffen hat, mag dem einen oder anderen vielleicht kurzfristig helfen, aber tatsächlich nimmt man dann das, was einem selbst widerfahren ist, nicht ernst und würdigt es nicht ausreichend. Und gerade im Würdigen steckt so viel Kraft.
Wenn ich mir heute vergegenwärtige, was ich in der Zeit alles geleistet habe, dann bin ich stolz auf mich. Ich habe viele Fehler in der Erziehung begangen, war oft nicht ausreichend für meine Kinder da, aber tatsächlich hat mir jeder von ihnen unabhängig voneinander gesagt, dass sie mich für das, was ich geleistet habe respektieren. Und sie taten das, noch bevor ich mich selbst dafür respektierte und für die Fehler vergeben konnte.
Warum steht jetzt über diesem doch etwas länger gewordenen Absatz, dass wir Frauen uns oft selbst im Weg stehen?
U.a. weil wir uns noch immer an anderen Frauen messen. Wir erkennen unsere Leistungen nicht an, sehen ständig andere, die scheinbar alles besser schaffen, erfolgreicher sind, hübscher sind, leistungsfähiger sind, bessere Mütter sind, bessere Mitarbeiter sind, usw. Uns Frauen fehlt es an einem gesunden Egoismus. In so vielen Frauen steckt noch der Stachel des „aufopfern“ müssen. Im Radio hörte ich noch einiger Zeit eine Werbung, die mich regelrecht wütend machte. Eine Frauenstimme verkündete, dass sie eine Erkältung hat, mit Husten, Halsweh, blablba… und vor Einblendung des Medikamentes lamentierte sie: „aber ich muss doch für meine Familie und meine Kollegen da sein!“. Medikament und Firma wurden genannt und zum Schluß war wieder die Frau zu hören, dass jetzt wieder für alle dasein kann.
WIE BITTE?!?! Leben wir in den 50iger Jahren? Es sind auch diese vermeintlichen Kleinigkeiten, die unsere Gesellschaft prägen.
Aber es gibt eben auch die Frauen, die uns das ständig einimpfen. Sie sind besser als wir, bessere Mütter, bessere Ehefrauen, bessere Mitarbeiter usw.
Als ich noch viel mit meinen Söhnen auf dem Spielplatz war, begegneten mir immer wieder die Supermütter, die alle Babies hatten, die schon von Tag 1 durchschliefen. Meine hingegen hielten mich über Monate nachts über mehrere Stunden wach. Komischerweise habe ich mich nie gefragt, warum diese Supermütter alle Ringe unter den Augen hatten. Zu sehr war ich damit beschäftigt, meine eigene Unfähigkeit zu verurteilen.
![]() |
Preparation – Acryl auf Leindwand 70 x 70 cm |
Werdet direkter!
Ich habe jetzt viel über meine Kinder geschrieben. Aber noch nicht über etwas, was ich von ihnen wirklich gelernt habe. Sie tragen Konflikte direkt aus. Mit 2 Jungen im Haus ist oft krach – zumindest war das bei uns so. Es flogen die Fetzen und dann war gut.
Ich hingegen wuchs mit einer älteren Schwester auf. Auch wir stritten uns, aber wesentlich subtiler. Und leider sehe ich diese Art der Konflikte ganz oft bei Frauen. Sie lächeln sich ins Gesicht und dreht sich eine um, hat sie das Messer im Rücken.
Das Frauen die direkte Art der Konfliktansprache durchaus beherrschen sehe ich an einer guten Freundin, von der ich auch lernte, Dinge direkt anzusprechen. Das ist manchmal unbequem, aber reinigend. Anstatt etwas in sich gären zu lassen, soll man es lieber gleich ansprechen und nicht ewig über kleine Andeutungen die Stimmung verpesten.
Und noch ein Letztes, bevor ich diesen Post beende:
Bei aller Notwendigkeit für Frauenrechte usw. – es bringt uns Frauen nicht weiter, wenn wir Männer generell verteufeln oder genauso stigmatisieren wie manche von ihnen uns. Männer sind anders – Frauen auch! (Ein Buchtitel, der mir immer sehr gefiel). Es darf nicht darum gehen, nach jahrhundertelanger Unterdrückung der Frau den Spieß jetzt umzudrehen. Im Ergänzen liegt der Fortschritt und im gegenseitigen Respekt vor dem anderen, auch wenn er/sie anders ist.
Das gilt nicht nur für Männer und Frauen sondern auch für Hautfarben, Herkunft, Zugehörigkeit, Glauben usw.
![]() |
Frau im Fluss – Acryl auf Leinwand 45 x 70 cm |
Anmerkung:
Die Bilder sind noch aus früheren Jahren (2002-2003)
Verlinkt mit MemadeMittwoch, MMI
Ich muss mal was loswerden
Vor vielen Jahren, als ich mit meinem Ältesten schwanger war, ging ich in Hamburg in einen Elektronikladen. Ich hatte meinen Rucksack dabei und gleich am Eingang wurde ich gebeten, den Rucksack in eines der Schliessfächer zu packen. Ich weigerte mich und verliess den Laden. Etwas später passierte das Gleiche in einem anderen Laden. Das Sicherheitspersonal bat mich wieder, meine Tasche in ein Schliessfach zu legen, aber diesmal gab ich nicht nach. Ich sagte den Herren des Sicherheitspersonals, dass ich a) wissen möchte, ob sie für die Sicherheit der etwas abgelegenen Schliessfächer garantieren können und b) wie sie sich vorstellen, dass ich irgendetwas an Ware an mich nehmen könnte, wenn ich Portemonnaie, Handy und Schlüssel in meinen Händen mittragen würde. Sie liessen mich letztlich durch, aber diese beiden Beispiele stehen dafür, was mir extrem zu wider ist: Ich werde als potentieller Dieb behandelt und nicht als Kunde.
Am Flughafen ist es nicht anders. Dort werde ich nicht als Fluggast behandelt, sondern als potentieller Terrorist. Flüssigkeiten über 100 ml ( oder wieviel es auch immer sein mag) muss ich vor den Sicherheitskontrollen wegwerfen. Angeblich gefährliche Gegenstände werden mir ersatzlos abgenommen. Bin ich mit meiner Kamera unterwegs, wird mein Objektiv auf Sprengstoffspuren untersucht. Einmal fragte ich einen Mitarbeiter am Flughafen, warum das an meinem Heimatflughafen gemacht wird und er sagte, es wäre für meine Sicherheit. Als ich ihm sagte, dass auf anderen europäischen Flughäfen diese Untersuchung bisher noch nie stattgefunden hätte, sagte er mir, ich solle doch froh sein, dass wenigstens an diesem Flughafen die Sicherheitsvorkehrungen so streng sind. Sind sie das oder ist das alles nur ein oberflächliches “in-Sicherheit-wiegen”?
Was heute in Amerika passiert, passt für mich in das gleiche Schema. Menschen werden nicht mehr als Menschen gesehen sondern als potentielle Verbrecher/Terroristen. Das einstige Land der “unbegrenzten Möglichkeiten”, welches schon lange nicht mehr so unbegrenzt ist, hat in den letzten Tagen eine Begrenztheit erfahren, die kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Wir alle sind in erster Linie Menschen – egal welche Hautfarbe, Religion, sexuelle Orientierung oder Herkunft. Wie es ist, wenn das nicht respektiert wird, hat Deutschland vor vielen Jahren bereits erfahren. Auch in anderen Ländern und Regionen unserer Welt kam es u.a zu Völkermord, Rassismus und Verfolgung bzw. Inhaftierungen, Folter etc. Dass die USA in dieser Zeit so extrem in diese dunklen Zeiten der menschlichen Geschichte absteigen würde, war fast undenkbar. Das dort nicht alles immer mit rechten Dingen zuging – dafür steht Guantanamo, Krieg in Afghanistan, Irak, der “Patriot Act”, usw.
Ich habe und hatte aus persönlichen Gründen vorerst nicht vor, wieder in die USA zu reisen. Jedoch jetzt noch viel weniger. Ich will nicht schweigen, wenn eine Regierung eines so mächtigen Landes, eines Verbündeten Europas, die Menschenwürde nicht respektiert, Menschen wegen ihrer Herkunft und Religion diskriminiert und nicht einreisen lässt. Wenn Frauen kein Recht mehr auf Schwangerschaftsabbruch haben, wenn ungeborenes Leben in einem Land ausgetragen werden muss, während andere Leben an der Grenze abgewiesen werden. Wenn Frauen von einem Staatsoberhaupt öffentlich zu Sexualobjekten werden, begrabscht und benutzt werden dürfen und kein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung haben. Was ist das für eine Botschaft an die Gesellschaft? Ein Präsident der USA wurde öffentlich diffamiert, weil er einvernehmlichen Sex mit einer Praktikantin hatte, es gab das berühmte “Nipplegate” beim Superbowl vor einigen Jahren, aber ein Mann, der meint, es wäre “Locker room talk”, wenn er sagt, er könne jeder Frau an ihre Geschlechtsteile fassen, wird von dem selben Volk zum Präsidenten gewählt? In was für einer Gesellschaft leben wir? “This is not America” sang David Bowie einst. Auch wenn es gerade in Amerika passiert, sehe ich eine Gefahr für die Welt, denn ich glaube, es ist überall möglich. Ich bin nicht vor Angst gelähmt, doch der zunehmende Fremdenhass ist gefährlich. Unser aller Leben war noch nie sicher, aber heute ist es sicherer als noch im Mittelalter. Dennoch wird die Angst in den Medien vor Flüchtlingen und Ausländern geschürt. Das der Westen massgeblich mit daran Schuld ist, dass Menschen in Syrien ihr Land verlassen, wird nur in ausgesuchten Sendungen, Zeitungen erwähnt. Dabei ist das gerade eine große Schande und es macht mich wütend. Angst ist ein wirksames Mittel, um Menschen “gefügig” zu machen.
Über Depressionen

Ich war jetzt eine Weile inaktiv auf meinem Blog und an meiner Nähmaschine. Einzig habe ich ein paar Klamotten geändert. Der Grund für meine Abwesenheit ist meine wiedergekehrte Depression. Wer meinen Blog verfolgt, hat mich in erster Linie als einen lebensbejahenden und eher fröhlichen Menschen erlebt. Ich hatte auch schon ein, zwei Durchhänger publik gemacht, aber bisher ist nirgends auf meiner Seite etwas über meine seit Jahren bestehende Depression zu lesen. Ich habe mich bis heute entschieden, nichts darüber in diesem Blog zu schreiben, doch jetzt drückt mich die Depression so sehr in die Knie, dass die letzten Tage für mich fast unerträglich waren.
USA: meine Worte. Depression: Au weia. Ich weiß nicht, wann du das geschrieben hast, aber geht's derzeit besser? Depressionen sind grausam. lg, viel Kraft, Gabi
Geschrieben hatte ich das im April 2016. Mir geht es mittlerweile besser und bin seitdem nicht mehr so tief gefallen, dank meiner Therapie und mehr Achtsamkeit mit mir selbst. Dafür habe ich viel Zeit gebraucht, um diesen Punkt zunerreichen, aber er hat sich seeehr gelohnt. Danke für Deine Worte, Gabi!