Ich bin tatsächlich ein wenig im Blogstress. Letzte Woche sind 2 neue Schnitte erschienen, bei denen ich zur Probe mitgenäht habe, ein 3. kam gestern heraus. Und dann ist da noch die Challenge von Luziapimpinella mit den 5 Fragen zum 5. März.
Ganz getreu der ersten Frage von Nic, werde ich hier alles schön durcheinanderwirbeln. Wen nur die Fragen Interessieren: Sie sind alle fettgedruckt zum leichteren Durchscrollen.
1. Wenn Du ein Gericht zum Essen wärst, was wärst Du dann?
Was bin ich froh, dass die Fragen schon weit vor dem 5. veröffentlicht werden, denn diese Frage fand ich ganz besonders schwierig. Ich habe viel darüber nachgedacht und habe letztlich 2 Gerichte, die im Grunde aber beide das Selbe beinhalten: Eintopf und/oder ein gemischter Salat. Warum? Lange Zeit habe ich behauptet, ich könne Viele, aber nichts davon richtig. Mittlerweile weiß, dass ich nicht alles perfekt können muß, um es dennoch zu machen. Ein lieber Mensch sagte mir einmal, ich sei ein bunter Blumenstrauß. Und darum pflege ich alle Seiten meiner Kreativität. Das eine mal mehr, das andere mal weniger. Je nach dem, was gerade dran ist.
Seit Januar lief das Probenähen bei TinaLisa für die Jolie, die später noch um eine Gina erweitert wurde. Meine erste Jolie entstand ganz früh, noch bevor die Anleitung geschrieben war und darum kamen in den großen Kragen keine Bänder für die Raffungen sondern einfach ein Gummiband.
Beim 2. Versuch hielt ich mich dann zur Abwechslung an die Anleitung und nähte seitlich in den Kragen jeweils 2 Tunnel um dann Bänder für die Raffung einzuziehen.
Beide Jolies habe ich hier in Shirtlänge gemacht, wobei der Schnitt auch die Kleidlänge enthält und wahlweise mit Zipfelsaum genäht werden kann. Ich persönlich mag keine Zipfelsäume, weshalb hier eben nur die eine Variante ist.
2. Welches Buch oder welche Bücher liebst Du so sehr, dass Du es/sie mehr als einmal gelesen hast?
Ich glaube, ich habe bis auf ein paar Bücher in meiner Jugendzeit kaum eins 2 mal gelesen. Und wenn, dann nur, weil ich die Geschichte nicht mehr erinnerte. Wenn ich aber ein Buch wirklich liebe, dann vergesse ich es nicht und behalte das erste Leseerlebnis wie ein kostbares Gut in mir. Vielleicht habe ich die Befürchtung, dass dieses Erlebnis beim nächsten Mal nicht mehr da wäre. Es gibt aber Bücher, die ich immer wieder zur Hand nehme, um darin einige Seiten zu lesen. „Briefe an einen jungen Dichter“ von Rilke ist so ein Buch. Obwohl es sehr dünn ist, habe ich es noch nie ganz durchgelesen. Die wunderbaren und wahren Worten berühren und regen zum nachdenken an.
Kaum waren meine Jolies fertig, ergänzte TinaLisa Schnittdesign das Probenähen mit der Gina. Der untere Teil der Gina ist der gleiche wie von Jolie, aber oben am Kragen wurde mächtig verändert. Die Varianten die dabei entstanden waren so vielfältig, dass ich mich erstmal beim Glitzerstrick an die Pullivariante mit Volantärmel hielt.
So sehr ich Volantärmel liebe – ich tappe immer wieder in die gleiche Falle, denn ich bin manchmal ein Tolpatsch und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich mit dem Volantärmel im Essen hing. Darum habe ich die Ärmel mittlerweile “entschärft”, damit dieser Pulli alltagstauglich ist. Auf dem Foto ist aber die ursprüngliche Version und sie sieht ja auch wirklich schön aus. Auch wenn es mir um die schönen Ärmel leid tut, werde ich mich nicht dafür entschuldigen, weil ich damit Frage 3 widerlegen würde.
Mit einer halben Tonne Alufolie in den Haaren, habe ich gestern beim Friseur gesessen und mir Gedanken über den heutigen Blogbeitrag gemacht.
Es war erfolgreich! Ich bin wieder frisch gesträhnt mit geschnittenen Spitzen und Stufen. Ach ja, und ein Thema habe ich auch gefunden.
Ich halte mich zwar nicht für eine Modeexpertin, aber ein absoluter Laie bin ich nun auch nicht. Doch manchmal tauchen Begriffe auf, von denen man ungefähr weiß , was sie bedeuten, aber eben nicht genau.
Unendliche Weiten
Und mal ganz ehrlich – blickt Ihr noch durch den Dschungel an Hosenformen durch? Ein kurzer Blick ins Internet hat mich heute etwas erstaunt. Unter den gängigen Definitionen fand ich auf den ersten Seiten “nur”: Skinny, Regular und Boot-cut. Dazu noch die Varianten High waist, mid waist und low waist. Dazu dann noch die verschiedenen Farben, Stretch oder keins, used look, bleached, mit Löchern usw. Dann sind mir noch Boyfriend Fit eingefallen, Röhre, Bundfalte, Chino und aus den 70igern die Karotte und Schlaghose.
Als Denise von Follow me Design zum Probenähen ihrer Hose Norma Jill aufrief, hieß es, sie wäre im Tapered Fit. Okay, nahm ich so hin und nähte 2 Stück.
Nähen ohne Wissen mag man das nennen. Was heißt denn nun eigentlich Tapered Fit? Tatsächlich habe ich gestern erstmal nachgeschaut. Tapered heisst so viel wie “verjüngt” und genauso ist es. Die Hose sitzt oben etwas lässiger und die Hosenbeine verjüngen sich zum Knöchel hin. Also weder Skinny, noch Regular und schon gar nicht Bootcut. Im Prinzip also oben Regular, und zum Knöchel hin Skinny. Weiterlesen “Tapered Fit – was ist das denn? Norma Jill”→
(*entschuldigt bitte die unterschiedliche Qualität der Fotos. Ich muss mich erst noch wieder an das winterliche Licht gewöhnen)
…. um endlich mal wieder etwas zu posten, für das nicht gerade ein neues Ebook erschienen ist und gleichzeitig ein paar kritische Worte loszuwerden.
Mit meinem neuen Pulli/Shirt habe ich mir praktisch einen eigenen Wunsch erfüllt. Ich kann gar nicht sagen, wie lange ich mit dem Jaquard Jersey von Albstoffe schon liebäugel. Letztlich war es der Preis pro Meter, der mich abhielt. Anfangs fand ich ihn ja furchtbar, aber sogar mit steigender Selbstsicherheit unterliege ich manchem Trend und Einflüssen. Von der ursprünglich 1,50 m bestellter Menge war letztlich nur 1,30m vorrätig, aber ich fürchtete schon, dass ich am Ende gar nichts mehr bekomme. Da lag nun mein teures Schätzchen…
Was bei anderen gerade Rüschen sind (ja, Jenni, ich meine Dich…), sind bei mir Volants- oder Trompetenärmel. Nötigenfalls beides. Ich hatte praktisch nur auf den richtigen Stoff gewartet, um endlich die Art Ärmel zu nähen, die mir seit geraumer Zeit vorschwebt. Nun ergeben 1,30 m Stoff und die Idee von Ärmeln noch kein Oberteil. Als nächstes hatte ich die Idee von einem Raglanshirt im Kopf, aber leider kein passenden Schnitt. Da arbeitet man sich durch Probenähaktionen jeglicher Art, hat haufenweise selbst erprobte Schnittmuster zu Hause, dazu noch eine Sammlung an gekauften Schnitten ob Ebook oder Zeitschriften, aber nirgends ist ein geeigneter Raglanpulli. Ich war kurz davor, doch noch einen Schnitt zu kaufen, als mir einfiel, dass ich vor vielen Jahren mal ein T-Shirt der Art von Schnittquelle genäht hatte. Wer schon mal bei Schnittquelle gekauft hat weiß, dass man sich seine Grösse aussucht und dann ein Papierschnittmuster zugeschickt bekommt. Meins war nun älter und in Größe 44 – meine alte Kleidergröße.
Ja, ich sehe es selbst, hier rutscht es von der Schulter. Ich habe zu viel hampelt.
Aber ich habe ja auch dazugelernt und änderte das ratzfatz ab, um einen Schnitt in meiner Größe zu zaubern. Das ging auch gut, bis auf den Halsausschnitt, der nun mehr oder minder ein schickes Offshouldershirt darstellte, was ich im Winter nicht gebrauchen kann und unabhängig davon auch nicht haben wollte. Aber auch hier kam mir meine Erfahrung zugute und ich schnitt ein Ausschnittblende zu, dass alles in die richtige Form brachte. Dazu die Trompetenärmel mit Bändchen. Die 1,30m reichten dicke.
Der kritische Teil
Ich schrieb gerade, dass ich vor ein paar Jahren noch locker Grösse 44-46 trug. Innerhalb von anderthalb Jahren verlor ca. 30 kg. Dafür erwarte ich weder Bewunderung noch Komplimente. Schliesslich hat auch keiner was gesagt, als ich einst die 30 kg zunahm. Wer mich heute auf meinen Fotos sieht, kann vielleicht erkennen, dass ich mich sehr wohlfühle. Und genau darauf kommt es an. Ich kenne Frauen, die dem klassischen Schönheitsideal nicht entsprechen, sich aber rundum wohlfühlen und eine Schönheit ausstrahlen, die jedes Topmodel in den Schatten stellt.
Die Kunst der Komplimente
Komplimente sind etwas Schönes. Sie geben uns Bestätigung und ein gutes Gefühl. Ein Kompliment in den Kommentaren von Blogs oder den sozialen Medien sind für alle sichtbar. Mir fällt dabei aber immer wieder auf, dass in manchen Formulierungen eine Falle steckt. Oft lese ich nicht nur bei mir Sätze wie “Mit Deiner Figur kannst Du das toll tragen”, “Bei den Beinen sehen Shorts/Leggings/kurze Röcke super aus!”. Erkennt Ihr die Falle, die Botschaft, die mitschwingt? Jeder, der eine gewisse Figur nicht hat bekommt unterschwellig vermittelt, dass gewisse Kleidung für ihn/sie nicht tragbar ist. Das mag jetzt natürlich nicht für alle gelten, die das lesen. Doch manche sind sehr empfänglich für diese mitschwingenden Botschaften und fühlen sich dementsprechend unwohl oder zumindest nicht bestärkt. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass niemand, der diese Art von Komplimente schriebt, genau das beabsichtigt. Darum ist es um so wichtiger darauf zu achten, wie man ein Kompliment oder Lob formuliert. Es ist am Ende immer der Empfänger, der die Bedeutung einer Botschaft bestimmt. Und bevor es zu Missverständnissen kommt: Ein Missverständnis lässt sich durch Kommunikation ausräumen. Doch beim geschriebenem Wort wird es ungleich schwieriger. In Zeiten wo viele Frauen nicht nur in den Medien Schönheitsidealen ausgesetzt sind und oft über kein ausreichendes Selbstbewusstsein verfügen, können diese Komplimente ein zweischneidiges Schwert sein.
Beim Probenähen ist mir aufgefallen, dass ein Schnitt in Grösse 36/38 eben anders aussieht, als z.B. in Größe 48/50. Aber eben nicht zwangsläufig besser. Wir Frauen sind es, die dem Schnitt Leben einhauchen. Wir nähen ihn nicht nur, sondern modeln auch gleichzeitig. Das verdient Anerkennung, denn gerade Letzteres ist für viele eine Überwindung. Ich finde es traurig, dass viele ihre Werke mit einer Entschuldigung für ihren Körper beginnen. Keiner sollte sich für seine Figur, seinen Körper entschuldigen müssen.
Ob ich persönlich nun z.B. den Stoff mag, den eine andere Näherin gewählt hat, ist nebensächlich. Ihre Figur ist nebensächlich. Passt es zu ihr und ihrem Typ, hat sie eine Aufgabe kreativ umgesetzt, dann muss ich nicht vor dem Hintergrund kommentieren, ob ich es auch anziehen würde oder persönlich mag. Ja, es gibt natürlich auch Dinge, die ich am liebsten sofort der anderen klauen möchte, aber das ist ja auch okay. Bei Kommentaren bzw. Komplimenten geht es nicht um einen persönlich, sondern um die Person, die sich etwas mit all ihr zur Verfügung stehenden Fähigkeiten genäht hat. Und bevor ich hier als Besserwisserin rüberkomme – viele meiner Texte, die ich hier schreibe, schreibe ich, um mich selbst daran zu erinnern. Wir müssen einander mehr unterstützen, fördern, loben. Wir können natürlich auch Ratschläge geben, aber nicht unbedingt ungefragt. Wenn ich eine Frau in einer Nähgruppe habe, die voller Stolz ihre allererste Jacke präsentiert, sehe ich zu, dass ich die Jacke auch unter genau diesem Aspekt betrachte und ggf. lobe.
Ich könnte jetzt noch mehr darüber schreiben und werde es ggf. in einem anderen Beitrag wieder aufnehmen. Tatsächlich interessiert mich aber Eure Meinung dazu. Wie haltet Ihr es mit Komplimenten und oder Kommentaren? Habt Ihr Anregungen und Ideen zu diesem Thema? Schreibt mir gern dazu – entweder als Kommentar oder per Mail.
Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen.
Und meinen Pulli finde ich schön. Ich liebe ihn sogar. Das ich damit nicht unbedingt Euren Geschmack treffe, ist mir klar, aber es die Vielfalt, die diese Welt bunt macht.
Die Fakten:
Stoff: Into the Wild, Hamburger Liebe by Albstoffe von by-mami (Tatjana, die 1,30 haben gereicht. Vielen Dank nochmal.)
Schnitt: Viel Eigenes auf der Grundlage vom Shirt Albi, Schnittquelle
in der Nebenrolle: Schwarzer Rock mit Druckknöpfe aus Softshell, eigener Schnitt. Jackie O. von Tinalisa Schnittdesign
der heutigen Beitrag ist einmal etwas anders. Das gleichzeitige Erscheinen von 2 Ebooks hat mich zu diesem Schritt geführt. Ich mag gern jedem Schnittersteller einen eigenen Beitrag widmen und ich könnte jetzt 2 Blogposts schreiben, aber dann habt Ihr vielleicht keine Lust gleich 2 zu lesen. Darum mache ich heute einen Spagat, einen Sprung, eine virtuelle Reise zwischen der Schweiz, vertreten durch Carina von Sewera und Costa Rica, vertreten durch Kennis von Itch to Stitch. Wir schweifen gleich in die Ferne….
Stop Nr. 1 – Costa Rica: Die Zamora Bluse von Itch to Stitch
Ich warte schon eine Weile ganz ambitioniert darauf, über diese schöne Bluse zu schreiben. Es ist Schluppenbluse Nr. 2 nach der Aurora von Wardrobe by me. Als ich die ersten Schluppenblusen sah, dachte ich noch, “nee, nix für mich. Da seh ich ja aus wie meine eigene Großmutter”. Aber mancher kennt mich mittlerweile und aus der ersten Abneigung entsteht dann plötzlich die große Liebe. Das war schon mit dem Musselin aka Spucktuch so, ging über Rüschenblusen (ja, da kommt noch ein Blogpost drüber) bis hin zum Hoodie. Hauptsache erstmal alles ablehnen, um dann ganz langsam weich zu werden. Aber glaubt man ja nicht, dass ich mich da beeinflussen lasse. Ich doch nicht! Ich bilde mir meine eigene Meinung, die ich je nach Außenstimulanz (und das ist kein Einfluss – philosophische Diskussionen bitte in den Kommentaren) anpasse oder auch nicht.
Die Zamora Bluse ist kein brandneues Schnittmuster, aber es gibt es jetzt in deutscher Übersetzung und ich war beim testen mit dabei. Ich mag die biesenähnlichen Falten am Vorderteil und die Abnäher vorne und hinten, wodurch alles eine tolle figurbetonte und feminine Form bekommt. Und nachdem Bluse Nr. 1 fertig war, hatte ich auch bereits Bluse Nr. 2 im Kopf. Ich wollte unbedingt eine weiche rote Bluse haben.
Dafür bestellte ich beim Stoffhandel wieder meinen geliebten Koshibo. Jetzt war nur die Zeit mein Problem, denn ich hatte noch andere Kleidung zu nähen und hatte schon die Befürchtung, dass die rote Bluse nicht bis zum Erscheinen der deutschen Übersetzung fertig sein würde. Dann aber las ich, dass bei Kennis von Itch to Stitch in Costa Rica eingebrochen wurde und alle Wertsachen, inkl. Computer und Kamera weg waren. Dadurch verschob sich die Veröffentlichung und ich konnte meine Bluse doch noch fertig nähen.
Ich mag die Zamora. Sie steht meiner anderen Schluppenbluse Aurora in nichts nach. Und das Rot passt toll zu schwarzen Hosen:
Zum (fast) schwarzen Rock (ich habe tatsächlich keinen rein schwarzen Rock!!)
Oder zur Jeans. Diese Kombination bevorzugt mein Liebster.
es gibt viele Bereiche und Situationen in meinem Leben, wo ich als sehr geduldig gehalten werde. Z.B. wenn ich meiner 82-jährigen Mutter im 500 km entfernten Hamburg per Telefon bei Problemen mit ihrem iPad helfe. Bis zu ihrem iPad hatte sie nie Kontakt mit Computern – da gehen schon mal angeblich keine Emails raus, weil sie das „fffft“ nicht hört, derweil im meinem Postfach 8 Mails von ihr sind. Am Ende hatte sie ihr iPad versehentlich auf lautlos gestellt. Aber mit der Zeit werden Ihre Probleme schon komplexer.
Beim Nähen hingegen ist mein Geduldsfaden oft nur wenige Millimeter kurz. Sei es, dass ich mich schon beim Zuschnitt zusammenreissen muss, alle wichtigen Schritte auch wirklich sorgfältig zu machen obwohl ich am liebsten schon längst nähen will oder dass das Teil unter meiner Nähmaschine so toll ist, dass ich es unbedingt anziehen will.
Ist es dann fertig, will ich es sofort zeigen. Mein Weltbester amüsiert sich immer himmlisch darüber, dass ich neu genähte Sachen sofort anziehe und anlasse. Oft werden auch bald die Fotos gemacht, um dann darüber zu bloggen oder alles bei Facebook bzw. Instgram zu zeigen.
Wenn ich aber in einem Probenähprojekt bin, muss ich mich mit dem letzten Schritt immer zurückhalten und ganz brav darauf warten, dass das Ebook veröffentlicht wird. Diese Geduld wurde nun um Längen strapaziert, als ich in das Probenähteam von TINAlisa Schnittdesign aufgenommen wurde. Das war nämlich bereits Ende August. Wir haben jetzt bald Ende Oktober und in meinem Zimmer tummeln sich diverse Stücke aus der genähten Herbstkollektion. Zu der Kollektion gehören: Die Steghose Flip, der Rock Tiffany, das Cardigan Jackie O., die Bluse Gipsy, der Pullover Ivy und der Loop Twister. Gemeldet hatte ich mich ursprünglich für die Flip, den Cardigan und den Twister. Im Laufe des Projekts nahm ich dann noch die Gipsy dazu und bin auch im Moment noch für ein weiteres Teil dabei, das etwas später erscheinen wird.
Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich gerade dazu anhalte, nicht alle Teile auf einmal hier reinzudonnern, sondern alles in mehrere Blogbeiträge aufteilen will.
Wie der Überschrift unschwer zu entnehmen ist, geht es um die Steghose Flip, von der ich bereits am Wochenende 2 Exemplare bei Instagram und Facebook zeigte.
Die Flip ist ursprünglich eine Steghose. Der Schnitt beinhaltet aber die Option, sie auch mit geradem Bein zu nähen.
Julia und die Steghosen
Im zarten Alter von ca. 5 Jahren trug ich zum Wintersport im Harz schon sehr modebewusst eine Steghose (wie alle anderen wahrscheinlich auch – es gab kaum Alternativen). Dazu dann trendige Schnürstiefeln und meine Skier waren mit hochmodernen Bindungen versehen, deren Drahtschlaufe um die Ferse des Stiefels gelegt wurde, um dann alles mit einem Hebel, der nach vorne geklappt wurde, zu sichern. Praktisch und sehr energiesparend war übrigens der Skilift… der sah folgendermassen aus: nach einem kräftigen Frühstück schulterte jeder – ja, auch ich kleine 5-jährige – seine Ski und lief den Berg hoch. Oben angekommen wurden die Ski angeschnallt und der Skiunterricht begann. Mein Vater sprach folgende Wort: „Wenn es zu schnell wird, setz Dich einfach hin.“ Ich glaube, ich sass alle 50 m, denn ich war ein absoluter Schisser. Das hatte aber den Vorteil, dass ich dementsprechend langsam unten ankam und nicht unbedingt wieder nach oben laufen musste. Denn ich war nicht nur Schisser sondern auch sehr faul mit wenig Interesse am Skilaufen.
Die nächste Steghosenwelle erwischte uns dann irgendwann in den frühen 1990iger Jahren und ich war voll dabei. Als junge Mutter waren Leggings und Steghosen für ideal.
“Wenn man einen Modetrend zum 3. Mal erlebt, wird man alt”
Als sich vor gut 2 oder 3 Jahren die ersten Steghosen, anfangs noch zaghaft, wieder in die Geschäfte drängte, war mir endgültig bewusst: Wenn man einen Modetrend zum 3. Mal erlebt, wird man alt!
Aber was solls. In meinen 52 Lebensjahren habe ich eben ausreichend Erfahrung mit Steghosen gesammelt, also dann bitte auch nutzen.
Meine erste Steghosen-Flip nähte ich aus dem schönen French Terry von Milliblus.
Flip ohne Steg wurde aus einem wunderbar weichem Jaquardjersey genäht.
Bevor ich beginne ein kleines Vorwort: Den nachfolgenden Text hatte ich nachmittags angefangen und heute abend beendet. Dann wollte ich ein Bild einfügen und löschte versehentlich alles, woran ich bisher gearbeitet hatte. Ein kurzes Fluchen und Plan B kam auf den Plan. Der Blogpost war gerade fertig, als ich sah, dass der ursprüngliche Text noch auf meinem iPad war. Den habe ich dann gerettet und die Fotos neu eingefügt. Wer gerne die andere Version lesen möchte, kann sie ganz am Ende des Textes finden.
Hallo Ihr Lieben,
meinem Gefühl nach habe ich in letzter Zeit kaum Blogbeiträge geschrieben, was wahrscheinlich ein rein subjektives Empfinden ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich nähe und nähe aber kaum etwas davon vorstelle. Und woran liegt das? Nun, es ist nichts Neues, dass ich seit einiger Zeit begeisterte Probenäherin bin. Mir gefällt die Arbeit im Team, obwohl ich nicht wirklich ein Teamplayer bin, aber zu Hause sitzend und wissend, man ist ein Teil eines Teams und kann sich trotzdem seinen Kaffee holen und Pause machen wann man will, ist sehr angenehm. Wenn es dann noch Projekte sind, die einen ein wenig fordern und man das Gefühl hat, man hat nicht nur ein schönes Teil genäht, sondern auch noch was gelernt, dann bringt es mir Spaß. Es kommt natürlich sehr auf die Art des Probenähens an. Wie in meinem letzten Blogspost Ein ungewöhnliches Probenähen beschrieben, kann es manchmal auch etwas anders laufen.
Nun hat das Probenähen für mich einen entscheidenen Nachteil: Man muss immer warten, bis das Schnittmuster veröffentlicht wird, bevor man es zeigen kann. Ich tendiere oft dazu, gleich am Anfang ein Teil fertig zu haben und wenn es mir richtig gut gefällt, möchte ich es am liebsten gleich zeigen, muss dann aber erstmal eine Weile warten. Da muss ich mich jedesmal in Zurückhaltung üben.
Seit Ende August bin ich im Probenähteam von TinaLisa und dort wird eine ganze Kollektion erscheinen. Seit August habe ich hier jetzt Teile, die ich für mein Leben gerne zeigen möchte, aber nicht kann. Das führt dazu, dass alle Teile meist schon längst fotografiert aber noch nicht verbloggt sind und ich aus unerklärlichen Gründen denke, ich kann sie auch noch nicht anziehen. Fragt jetzt nicht, was das für ein schräger Reflex ist. Den hatte ich auch schon mal bei den 12 colours of handmade fashion.
Ich tendiere sowieso manchmal zu schrägen Reflexen. Einige schiebe ich darauf zurück, dass ich ursprünglich in eine nicht digitale Welt geboren wurde. 1965 gab es zwar schon Telefon und Fernseher, aber Handys und Computer waren beim Normalbürger noch Fremdworte.
Wer in meinem Alter ist erinnert sich noch an die Zeit, als das graue Standardtelefon im Flur oder Wohnzimmer stand, die Gespräche im Minutentakt abgerechnet wurden und die ganze Familie zuhörte?
Bei der allgemeinen Bevölkerung kamen die Handys erst irgendwann in den 90igern zögerlich an und gehörten innerhalb weniger Jahre zur Standardausrüstung. Ich erinnere mich daran, wie ich im Auto hinter meinem Weltbesten herfuhr und wir miteinander telefonierten. Als er dann in eine andere Richtung abbog, kam mir das oft wie ein Wunder vor. Ich saß dann in meinem Auto und sagte tatsächlich diesen Satz: “Wow, ich kann Dich noch hören obwohl ich Dich nicht mehr sehe…”. Der Satz wäre vielleicht ca. 1994 nicht so ungewöhnlich gewesen… aber ich sagte ihn ca. 10 Jahre später. Mein Kopf braucht da manchmal etwas länger.
Ich weiß natürlich, dass ich meine Probenähergebnisse auch schon vor der Veröffentlichung des Schnittes anziehen kann, aber so richtig bin ich mit dem Gedanken noch nicht befreundet.
Um da ein wenig Entspannung zu bekommen, nähe ich dann einfach mal etwas “nur so”, zur Entspannung, zum Ausgleich oder wie auch immer. Vor allem aber, um mit dem letzten Nadelstich und Bügelstrich das Teil gleich überzustreifen und vielleicht schon mal vorab einen Selfie bei Instagram einzustellen.