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Als ich Dienstag spontan meine Blogbeitrag zu Jolie, Gina und den 5 Fragen am 5. schrieb, hatte ich Befürchtungen, dass mir kein wirkliches Thema zu diesem Beitrag einfallen würde, aber manchmal ergibt sich dann plötzlich doch etwas.
In einem Post bei Instagram fragte neulich jemand, ab wann man Nähfehler korrigiert und wann man sie einfach so lassen würde – quasi ein unperfektes Stück tragen würde. Noch während ich antwortete, fiel mir sofort wieder mein misslungenes Holzfällerhemd ein, wo der Musterverlauf völlig verquer lief, der Rücken einen Buckel formte und zum Schluss noch die Knopflöcher quer anstatt längs waren.
Ja, sowas kommt vor. Warum? Es gibt viele Gründe, aber der wichtigste Grund ist: Wir (also die meisten von uns) sind keine Profis und wir alle sind nicht perfekt. Folglich hat auch manches seine Fehler. Das ist nun mal so. Früher, als ich noch längst nicht so viel Erfahrungen hatte, sagte ich immer scherzhaft, „an irgendetwas muss man doch erkennen, dass es selbstgemacht ist“. Und im Grunde ist es ja auch richtig.
Das Streben nach Perfektion ist den meisten Menschen in die Wiege gelegt, spätestens aber anerzogen worden und uns Frauen noch mal mit einer Extraportion. Häufig liegen unsere Meßlatten so unglaublich hoch, dass man daran nur scheitern kann. Und stets zu scheitern macht unzufrieden. Doch anstatt die Messlatte ein Stückchen zu senken, versuchen wir mit mehr Anlauf, mehr Kraftaufwand darüber zu kommen… die anderen können es ja auch… Bleibt man aber wieder hängen, ist der Frust hoch und führt oft zur eigenen Abwertung. Dabei verlieren wir aus den Augen, wieviel wir eigentlich schon erreicht haben. Anstatt sich darauf zu konzentrieren und stolz darauf zu sein, schauen wir bei den anderen, was sie alles schon können und legen die Messlatte wieder auf einen viel zu hohen Level… die anderen können es ja auch.
Was wir aber dabei auch übersehen ist zum einen die Frage, wieviele Hürden die anderen bis zu diesem Zeitpunkt schon nehmen mussten und zum anderen, dass eben auch andere an ihren eigenen Maßstäben scheitern. Nur das wird häufig nicht erzählt.
Das Streben nach Perfektion ist nicht verkehrt, nur sollte das Streben ein sich langsam steigernder Weg sein, der ganz individuell gestaltet ist. Begegnen einem Rückschläge, dann sollte man sie annehmen, schauen, was noch verbesserungswürdig ist, sich aber niemals dafür abwerten. Ein Rückschlag ist eben ein Signal, ein Hinweis zum Innehalten um sich zu fragen, was gerade nicht funktioniert. Vielleicht hat man einfach mal einen schlechten Tag, ist unkonzentriert oder hat 2 Schritte übersprungen. Es gibt viele Gründe dafür.
Die längste Zeit meines Lebens hatte ich meine eigenen Maßstäbe viel zu hoch. Ich weiss also, wovon ich schreibe. Es war ein langer und mühsamer Weg, mich von diesen Idealen, diesem Perfektionismus zu verabschieden. Nach und nach gelang es mir und ich wurde zufriedener mit mir. Und mit der Zufriedenheit zog auch Selbstsicherheit mit ein. Je mehr meine Selbstsicherheit wuchs, desto mehr gelang mir auch und das machte mich stolz. Im Laufe der Zeit hat sich meine Messlatte Schritt für Schritt wieder erhöht, aber immer nur so hoch, wie ich darüber komme. Dazu gehört eben auch mal ein Sprung, der sie runter wirft, aber das ist nicht schlimm. Dann lege ich sie eben tiefer oder wieder auf die Höhe davor und übe weiter, bis ich rüberkomme und sie höher legen kann. Natürlich habe ich auch manchmal den Eindruck, dass andere schon viel höher, eleganter und schöner über ihre Messlatte kommen, aber das ist eben i h r e Messlatte.